Eine Nahrungsmittelintoleranz ist nicht mit einer Nahrungsallergie zu verwechseln, da bei der Intoleranz keine Antikörper gegen einen bestimmten Stoff im Spiel sind, sondern in der Regel bestimmte physiologische Gegebenheiten im Darm, wie ein Enzymmangel oder eine bestimmte Zusammensetzung des Mikrobioms („Darmflora“). Deswegen sind bestimmte Stoffe in der Regel auch nicht komplett unverträglich, sondern jeder besitzt seine persönliche Grenze, die auch je nach akuter Verfassung (oder Eigenschaften des Lebensmittels) variieren kann.
Die Symptome können unglaublich vielfältig sein. Am typischsten sind Verdauungsprobleme wie Blähungen, Schmerzen und Durchfälle, aber auch auf jeden anderen Körperbereich können unverträgliche Nahrungsmittel Einfluss nehmen, sogar gänzlich ohne Darmsymptomatik. Häufig kommen vor: Gefühl von „Nebel“ im Kopf („brainfog“), Hyperaktivität, Konzentrationsprobleme, Stimmungsschwankungen, Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel, Erschöpfung, depressive Verstimmung, Migräne, Gelenkschmerzen, Hautprobleme, Nährstoffmängel, allergische Symptome mit den Atemwegen.
Oft wird einem erst klar, wie stark ein Lebensmittel auf einen Einfluss genommen hat, wenn man auf es für ein paar Wochen verzichtet und es dann wieder einführt. Erst jetzt spürt man den Unterschied in seinem Befinden wie Tag und Nacht, vorher hat man oft jahre- oder jahrzehntelang mit einem Zustand gelebt, den man als völlig normal angesehen hat. Hierbei ist es wichtig, mit genügend Hintergrundwissen und vor allem mit System vorzugehen. Ich halte ein Ernährungstagebuch für absolut unverzichtbar, denn auch wenn sich eine Intoleranz für eine bestimmte Nahrungsmittelgruppe klar herauskristallisiert, so gibt es starke individuelle Unterschiede, und vielleicht reagiert man auf bestimmte Nahrungsmittel sensibler als der Durchschnitt oder verträgt Nahrungsmittel, die für andere nicht funktionieren. Hierbei spielen wahrscheinlich das unterschiedliche Darmmikrobiom, der Nährstoffstatus, die genetische Herkunft und die individuelle Lebens-(Krankheits-)Geschichte eine Rolle.
Was ich noch betonen möchte ist, dass es auf jeden Fall erforderlich sein kann, auf bestimmte Nahrungsmittel für einen gewissen Zeitraum zu verzichten, damit der Körper und vor allem der Darm regenerieren kann, allerdings sollte immer das Ziel sein, nach Möglichkeit wieder Nahrungsmittel nach und nach einzuführen. Klar, was nicht geht, geht nicht, manches ist und bleibt für einen „Kryptonit“. Allerdings gibt es auch einiges an Tricks, wie man bestimmte Nahrungsmittel deutlich verträglicher zubereiten kann, bzw. wie man seinen Körper bei der Verarbeitung unterstützen kann.
Für Histaminintoleranz habe ich einen ganz eigenen Hauptreiter erstellt, da es anders als die Laktoseintoleranz und die Fruktosemalabsorption / FODMAPs-Intoleranz so ein komplexes Krankheitsbild ist.
Was ich an dieser Stelle ebenfall noch einmal betonen möchte: Zum einen bin ich ein Gegner davon, Lebensmittelgruppen (Milchprodukte, Getreide, Fleisch…) allgemein zu verteufeln. Oft liegt das Problem an unserer Handhabung mit diesen Lebensmitteln (Fütterung der Tiere, Zubereitungsform, Verarbeitung, Zusatzstoffe, moderne Züchtung, Kontamination, Nährstoffgehalt…).
Ebenfalls sollte man von diesen negativen Besetzungen wegkommen. Ist es immer ein Gen“defekt“? Oder ist es vielleicht einfach nur eine Variante? Eine evolutive Alternative, die mit anderen großen Vorteilen verbunden ist? Ist es wirklich eine „Intoleranz“ oder ist etwas schlicht und ergreifend nicht Teil einer für uns individuell artgerechten Ernährung? Würde man einen Löwen als fructose- oder lactoseintolerant bezeichnen? Und Meerschweinchen sind histaminintolerant im Gegensatz zu Schweinen?
Und auch im Tierreich gilt, es gibt selten ein alles oder nichts. Es gibt selten reine Fleischfresser und auch die „vegan“ lebenden Tiere nehmen regelmäßig Insekten über ihre pflanzliche Nahrung auf. Oder ein Pferd oder ein Murmeltier verschmäht mal keine Frikadelle, wenn sie ihm angeboten wird. Deswegen möchte ich dafür werben, sich immer eine gesunde Offfenheit zu bewahren.
We should always be alert to symptoms of food intolerance, such as rashes, fatigue, insomnia, headaches, joint pain and hoarseness. These are nature’s warning signals, and it is the wise individual who heeds them. ~Sally Fallon