Wie sieht die richtige Ernährungsweise aus?
Bei meinen jahrelangen Recherchen und eigenem Ausprobieren konnte ich nur zu einer Antwort kommen: Es gibt nicht DIE richtige Ernährungsform. Jeder ist verschieden und hat, auch je nach körperlichen Umständen, sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Heißt das, es ist egal, wie wir uns ernähren? Natürlich nicht. Ich habe zwar aufgehört, Nahrungsmittelgruppen zu verteufeln, denke aber, dass der gesunde Menschenverstand einem ein paar einfache Grundregeln gebietet.
Woran man sich zunächst einmal halten sollte, ist das Prinzip von JERF: Just eat real food (Esse richtige Nahrungsmittel!). Ob du nun Milchprodukte und Getreide verträgst oder nicht, meide alles, was deine Oma in ihrer Jugend nicht als Nahrungsmittel anerkannt hätte. Das heißt alles, was stark verarbeitet ist und mehr als eine Hand voll (zum Teil ominöser und unausprechlicher) Inhaltsstoffe enthält. Schau mal, wieviel du isst, was du als eingeschweißtes oder eingedostes Produkt kaufst, und wie du das reduzieren kannst. Je mehr du selbst aus den absoluten Grundzutaten (Kartoffeln, Fleisch, Gemüse, Butter…) selbst zuhause kochst, desto besser wird es dir schon mal gehen. In Bezug auf Getreide muss ich aber nochmal sagen: Die wirklich schwer verdaulichen Vollkornprodukte solltest du deinem Körper nur zumuten, wenn du keinerlei Anzeichen für eine chronisch entzündliche Erkrankung zeigst.
So, und jetzt können wie ins Detail gehen. Klar wären auch Nahrungsmittel aus Bioanbau und –haltung super für deinen Körper (und die Umwelt), oder du fängst sogar an, dich richtig mit deinen Lebensmitteln auseinanderzusetzen und dir selbst ein bisschen was anzubauen, und seien es nur Kräuter auf der Fensterbank und Tomaten auf dem Balkon, aber dein Körper wird schon mal froh sein, wenn er überhaupt etwas mit richtigen Nährstoffen bekommt.
Die nächste wichtige Frage ist nicht ob vegan oder paleo, sondern, was du überhaupt für ein metabolischer Typ bist. Woraus bezieht dein Körper im Speziellen seinen Treibstoff? Denn alles, was ein Zuviel ist, sorgt für ein Ungleichgewicht in der Darmflora (sie wird „überdüngt“), führt zu Blutzuckerschwankungen und zu Insulinresistenz (ja, selbst Protein dank Gluconeogenese), oder liegt die schwer im Magen und macht dich träge, weil du es nicht verdaut kriegst, und alles, was du zu wenig bekommst, fehlt dir, um vernünftig zu funktionieren und Energie zu haben. Deinen metabolischen Typ ermitteln wir über Fragen zu deinen Verhaltensweisen, Symptomen, Charaktermerkmalen und Reaktionen auf Nahrungsmitteln. Wenn du z.B. mit chronischen gesundheitlichen Beschwerden, Heißhungerattacken und Unterzuckerung zu kämpfen hast, gerne salzreich isst und kaum dazu in der Lage bist, mal eine Mahlzeit auszulassen, wäre das für mich ein Zeichen dafür, dass du mehr Protein und Fett zu dir nehmen, und bei den Kohlenhydraten reduzieren solltest. Fett- und Proteintypen (wie ich) neigen dazu, die kränksten Menschen unserer Gesellschaft zu sein, da wir in einem Überangebot aus Kohlenhydraten leben und uns von der DGE immer noch gepredigt wird, dass Fleisch schlecht und Brot gut sei. Es gibt sogar Menschen, die nur gesund sein können, wenn sie sich komplett von Fleisch ernähren!
„Schuld“ an diesen Unterschieden haben zum einen die individuelle Darmflora (die verschiedenen Enterotypen) und gewisse Gene, die z.B. darüber entscheiden, wieviel Amylase du produzierst (AMY1-Gen) und somit, wie gut du Stärke verdauen kannst. Oder ob du in der Lage bist, Beta-Carotin (in Pflanzen) in Vitamin A (Retinol, nur in tierischen Nahrungsmitteln) umzuwandeln. Ein gewisser Polymorphismus im BCMO1-Gen kann dafür sorgen, dass du nur 10% deines aufgenommen Beta-Carotins in vom Körper verwendbares Vitamin A umwandeln kannst! Es ist mir daher völlig unverständlich, wie Ernährungsstudien durchgeführt oder Ratschläge gegeben werden können, die diese stark individuellen Unterschiede nicht berücksichtigen. Ich merke auch, dass ich zu Blähungen und Erschöpfung neige, wenn ich von irgendeiner Sache (auch Protein) zuviel gegessen habe (unsere opportunistische Darmflora freut sich über alles, was wir nicht verwertet kriegen und dann noch für sie im Dickdarm abfällt und vermehrt sich rapide, was uns leider krank macht). Ebenfalls verschieden sind wir im Bezug darauf, was wir für ein Mineralstoffverhältnis benötigen, so benötigen Proteintypen viel Natrium (in Form von Salz), dafür weniger Kalium (viel in grünem Blattgemüse), bei Kohlenhydrattypen (eher Personen aus dem afrikanischen, orientalischen oder asiatischen Raum) ist dagegen zu viel Salz schlecht.
Auch von jedem einzelnen bleiben die Nährstoffanforderungen nicht ein Leben lang gleich! Ein Kleinkind hat andere Bedürfnisse als ein Greis, ein Büroangestellter andere als ein Leistungssportler, eine Schwangere oder Stillende andere als ihr Ehemann. Auch je nach Krankheit wird dein Körper eine andere Diät brauchen, um wieder seine Homöostase zurückzuerlangen. Möglicherweise zeigt dir ein Bluttest, dass du die Standardanforderungen für einen gewissen Nährstoff erfüllst, du aber dennoch gerade mehr von ihm bräuchtest, um optimal zu funktionieren. Am Institute for the Psychology of Eating wurde ich gelehrt, dass wir im Laufe unseres Lebens und Tag für Tag durch 11 Phasen der Ernährung gehen.
Um ein Gespür für deinen Körper, was er gerade braucht, und einfach deine Instinkte zurückzubekommen, ist es allerdings ganz wichtig, dich zunächst an Punkt eins, JERF, zu halten, denn erst, wenn dein Gehirn nicht mehr verarscht wird durch Geschmacksverstärker und Aromen (ja, auch sogenannte „natürliche“ Aromen sind nicht besser), die in der Natur mit dem Vorkommen bestimmter Aminosäuren, Mineralien und Vitaminen korrelieren und mit denen wir evolviert sind, die in unseren heutigen Designerlebensmitteln gezielt eingesetzt werden, um uns süchtig zu machen, ohne uns dabei mit den benötigten Nährstoffen zu versorgen, und wenn du dich nicht mehr mit Energiedrinks und Kaffee durch den Tag bringst, bist du in der Lage, die Sprache deines Körpers zu erlernen. Ich zum Beispiel merke gerade, während ich hier beim Schreiben esse (nicht ideal, ich weiß), dass ich nicht einen Bissen Frikadelle mehr runterkriege, aber noch total Lust habe, irgendwas Gemüsiges zu knabbern und noch ein bisschen Stärke und Fett gebrauchen könnte, um auf Touren zu kommen.
Vorsicht bei kombinierten Lebensmitteln! Ein bisschen Stärke habe ich mir nämlich auch in meine Frikadellen gepackt und ich laufe nun in Gefahr, mich an Protein zu überfressen, weil mein Körper eigentlich an die Stärke will, oder einmal hatte ich mich deswegen an meinen Kochbananencräckern überfressen und mir war für den Rest des Tages schlecht von dem vielen Kokosöl (so funktioniert es bei Aromen: Der Körper vermittelt dem Gehirn: Bedarf nach Aminosäure XY, was angeblich in den Chips drin vorkommt, und deswegen wird dann so lange davon gefressen, bis der Bedarf des Körper danach gestillt ist. Nur doof, dass dann auch schon die ganze Tüte leer ist und man immer noch einen Heißhunger besitzt. Heißhunger auf etwas ist immer ein Zeichen unseres Körpers, der schon weiß, was er tut, nur wir sind halt die Doofen, die sich verarschen lassen! Deswegen nicht hungern und verzichten und sich dann nach drei Tagen wieder hemmungslos überfressen, sondern sich klug und ausgewogen ernähren!).
Dann kommt es noch darauf an, wie die Qualität unseres Essens ist und wie wir es zubereiten. Im Grunde gilt: Je besser der Boden ist, auf dem es wächst, je frischer das Lebensmittel ist und je kürzer die Zubereitungszeit und niedriger die Zubereitungstemperatur, desto gesünder, sprich: Nährstoffreicher und entzündungshemmender. Also, Gemüse nicht in vorgeschnittener Form sondern im Ganzen kaufen und lagern (nicht zu lange, und bei allen Lebensmitteln gilt: Licht, Sauerstoff und Wärme sorgen für schnelleren Verderb und Verlust von Nährstoffen), eher zu Tiefkühlware als zu allem, was getrocknet, in Pulverform, eingedost oder eingeschweißt ist greifen. Ich vermute auch, dass viele Probleme mit Lebensmitteln nicht daher rühren, dass z.B. Papayas oder Avocados von Natur aus viel Histamin enthalten, sondern einfach daher, dass sie unreif am anderen Ende der Welt geerntet werden, und dann in der Lagerhalle statt am Baum ausreifen und sich dadurch viele Verderbnisprodukte (biogene Amine) bilden. Vielleicht mit ein Grund, warum ich und viele andere im Urlaub viel mehr tolerieren können.
Des Weiteren sorgen lange Lagerung, Trocknung und Fermentation (z.B. Kakao und Kaffee) oftmals zu einer Kontamination mit Schimmelsporen und damit Mycotoxinen (Aflatoxin, Ochratoxin A). Auch tierische Produkte wären mit Sicherheit verträglicher für viele, wenn man die Tiere nicht mit schimmelbelastetem Getreide und Abfällen füttern würde. Das Beste wäre natürlich, Fleisch aus reiner Weidehaltung (auch besser für die Umwelt) und das Gemüse frisch aus der Erde gezogen in den Suppentopf, sodass das Lebensmittel erst gar nicht die Zeit hat, Nährstoffe abzubauen oder mit Detergenzien oder Weichmachern aus Plastik in Berührung kommt, aber ich weiß, das hier ist das reale, moderne Leben. Wie bei allem gilt, einfach Schrittchen für Schrittchen schauen, wo man optimieren kann und es einfach so gut machen, wie die aktuelle Situation zulässt, dabei einfach immer eine Grundbereitschaft zeigen, der Ernährung eine hohe Priorität zuzuweisen. Einfach jeden Tag versuchen, eine etwas bessere Entscheidung zu treffen.
Zu der Zubereitungsweise: Das Idealste wäre, wir würden wie die Tiere alles in Rohform essen. Beim Kochvorgang gehen immer Nährstoffe verloren und es entstehen giftige chemische Verbindungen (z.B. Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) und Heterozyklische Amine). Die Sache ist aber auch die, dass Tiere in freier Wildbahn oftmals stark mit Parasiten belastet sind und unser Immunsystem nicht mehr darauf ausgelegt ist, sodass ich niemandem empfehlen würde, einfach auf eine Rohkosternährung umzuswitchen. Auch die Därme der meisten schaffen das einfach nicht. Grundsätzlich gilt, soviel wie möglich roh essen, aber wirklich nur so viel, wie du verträgst. Wenn du gar keine Rohkost verträgst, dann ist das eben so und ich selbst habe meine Heilung in einer Phase fast nur mit gekochter Nahrung erfahren. Mittlerweile verträgt mein Darm mehr Rohkost, leicht verdauliche Dinge wie Eigelb gingen schon immer roh und sind wirklich sehr heilsam, auch meinen Fisch dünste ich nur noch kurz von außen an, um ihn aufzutauen.
Es ist aber auch so, dass manche Nährstoffe erst für uns verfügbar werden, wenn die Lebensmittel erhitzt wurden! Hier sollte der Schwerpunkt auf gekochter und gedünsteter Nahrung liegen. Die Zubereitung mit dem Dampfdrucktopf ist ebenfalls nach allen mir vorliegenden Informationen gut, da dabei Antinährstoffe zerstört und durch die kurze Zubereitungszeit gewisse Nährstoffe erhalten und weniger biogene Amine gebildet werden. Ab und zu gebraten oder gebacken und nur in Ausnahmen bei hoher Temperatur frittiert. Wenn du kochst und dünstest natürlich hinterher beim Essen darauf achten, dass du noch genügend Fett beifügst!
Viel wichtiger als das WAS ist jedoch, WIE du deine Mahlzeit genießt. Dein Parasympathikus sollte aktiviert sein, das heißt, du solltest gerade entspannt, bei ruhigem Herzschlag sein, keine Arbeit nebenher erledigen, keine Nachrichten gucken oder ein unangenehmes Familiengespräch führen. Du solltest direkt vorher oder nachher keinen Sport ausüben (ein ruhiger, meditativer Spaziergang ist aber super). Versuche doch einmal, deine Mahlzeit wie eine kleine Meditation angehen. Rieche den köstlichen Duft, erfreue dich an den bunten Farben des Gemüses! Verdauung beginnt im Gehirn. Jetzt werden Botschaften an deine Speicheldrüsen, an deinen Magen und deinen Darm gesendet, und dein Körper macht sich bereit für deine Mahlzeit, beginnt, Verdauungssäfte und Enzyme zu bilden. So abgedroschen es klingt, aber: Gut kauen! Was im Mund, der schon zu deinem Darm gehört, nicht richtig zerkleinert wurde, wird es auch später nicht mehr und die Verdauungsenzyme haben überhaupt keine Chance, richtig zu arbeiten. Dafür aber später deine opportunistische Darmflora umso mehr, es entstehen Dysbiosen wie SIBO und Candida.
Ebenso wichtig ist es, genug zu trinken. Und das heißt: Wasser. Unsere Zellen bestehen aus Wasser, nicht aus Cola oder Saft. Natürlich geht auch Tee und Gemüsesaft, Fruchtsaft empfehle ich hingegen nicht, das ist geballter Zucker, auch wenn er frisch gepresst ist. Wie viel? Auch hier scheint jeder verschieden zu sein, auch je nach körperlicher Belastung. Ich persönlich trinke etwa 3 Liter am Tag und achte darauf, dass mein Urin nie deutlich gelb wird. Ich empfehle, morgens nach dem Aufstehen, wenn der Körper sehr dehydriert ist, direkt einen halben Liter zu trinken, ansonsten nach Bedarf. Auch wenn du Hunger spürst, solltest du erst einmal einen Schluck trinken, vielleicht bist du ja in Wahrheit durstig. Vermeide Trinken um eine Mahlzeit herum. Du willst vor einer Mahlzeit nicht deine Magensäfte verdünnen oder nach einer schweren Mahlzeit die Verdauung noch verlangsamen! Eine gute Verdauung ist das A und O! Wenn etwas zu einer Mahlzeit trinken, dann eher etwas Saures, um die Verdauung zu fördern (Wasser mit Kohlensäure, Zitrone, Apfelessig, Cranberrysaft oder aufgelöster Ascorbinsäure), auf gar keinen Fall basisches Wasser!!
Frühstücken oder nicht frühstücken? Auch hier ist jeder verschieden. Es wird allgemein empfohlen, dass zwischen der letzten Mahlzeit oder dem letzten Snack des Tages und dem Frühstück mindestens 12 Stunden liegen sollten, damit die Leber über Nacht genügend regenerieren und entgiften kann. Gesunde Menschen können diese Zeit ausdehnen und haben so täglich ihr reinigendes Minifasten (Intermittend fasting), was man aber nur bei gesunden Nebennieren tun sollte. Ansonsten iss so, dass dein Blutzucker und dein Energielevel immer stabil sind! Dass du zuwenig (von z.B. Protein) gegessen hast merkst du daran, dass du nach der Mahlzeit immer noch ein Verlangen nach irgendetwas, meist Süßkram, hast, anstatt dich satt und befriedigt zu fühlen. Wenn du dich matschig, träge oder aufgebläht nach der Mahlzeit fühlst, ist das entweder ein Zeichen dafür, dass du von etwas zu viel oder du irgendwas Unverträgliches gegessen hast. Auch hier solltest du lernen, auf deinen Körper zu hören. Generell gilt: Drei größere, feste Mahlzeiten sind besser als ein ständiges Snacken und „Grasen“, da letzteres durch verschiedene physiologische Vorgänge im Körper belastend und entzündungsfördernd ist. Aber auch hier gilt, jeder ist verschieden. Hier findest du als Beispiel, wie ich persönlich es halte. Die grundsätzliche Empfehlung ist, zwischen den Mahlzeiten 4 – 6 Stunden Zeit zu lassen, damit die Organe Zeit haben zu entgiften. Wenn du abends zu großen Mahlzeiten oder sogar Stressessen neigst, solltest du auf jeden Fall besser anständig Frühstücken.
So, wenn du das alles schon ganz gut im Griff hast, dich auch an all die anderen Punkte unter meiner Rubrik „Lebensstil“ hältst, aber dich immer noch nicht um Welten besser fühlst und gesundheitliche Beschwerden hast, können wir ins Detail gehen. Hier kann es leider unfassbar detailliert werden, weil du im Grunde gegen alles eine Unverträglichkeit oder Allergie haben kannst. Ich bin ein absoluter Befürworter von einer Eliminationsdiät, will aber auch davor warnen. Ich habe inzwischen viele Menschen kennen gelernt, die ein Lebensmittel nach dem anderen einfach gestrichen haben, und ihr immer mehr in einen Mangelzustand geratender Körper dann auch immer weniger in der Lage war, die einzelnen Dinge vernünftig zu verstoffwechseln und man mit der Zeit weniger und weniger vertragen hat, während die Symptome gleichzeitig schlimmer und schlimmer wurden. Deswegen will ich noch einmal betonen: Nicht nur auf Lebensmittel fixieren! Unsere Nahrung (aus der JERF-Kategorie) ist grundsätzlich von allen Dingen aus unserem Alltag am wenigsten unser Feind! Wenn du nicht bereit bist, auch andere Baustellen anzupacken, wie Stressmanagement, Umstellung von Haushaltsprodukten oder der Identifikation von Schimmelquellen, ist es mir lieber, du nimmst weiter deine Medikamente und isst weiter dein Essen, als dass du am Ende mit nur noch 3 Lebensmitteln dasitzt, die du nur mehr schlecht als recht verträgst (ich übertreibe nicht, ich habe wirklich Beratungsklienten, die nur noch Putenfleisch, Rapsöl und Reiscräcker gegessen haben).
Mein Grundsatz ist: Ja, es kann sehr entscheidend sein, was du aus deinem Speiseplan streichst. Guck mich nur an. Wenn du etwas wirklich nicht verträgst, dann verträgst du es nicht. Vielleicht irgendwann wieder, wenn dein Körper geheilt ist, aber vielleicht auch schlichtweg niemals. Hierbei ist aber wichtig zu unterscheiden: Geht es gar nicht, oder ist hier nur die Dosis das Gift? Oder liegt der Teufel in irgendeinem der oben genannten Details? Klar, bei einer Allergie ist ein absoluter Verzicht wichtig, das kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Aber selbst anaphylaktische Reaktionen sind schon geheilt worden. Bei anderen Dingen, wie Fruktosemalabsorption oder Histaminintoleranz gibt es unglaublich viele Dinge, die man tricksen kann und schon kannst du viele wichtige Nährstoffe deinem Körper wieder in kleinen, regelmäßigen Dosen zuführen. Hierbei kommt es zum Beispiel an auf die Kombination von Lebensmitteln (evtl. auch die zeitweilige Hilfe von Nahrungsergänzungsmitteln), auf die Menge und auf das Timing. Auch sollte ein einzelnes Lebensmittel nicht tagtäglich oder gar in jeder Mahlzeit gegessen werden, denn das erhöht die Chance auf eine Entwicklung einer Unverträglichkeit (durch Bildung von Antikörpern oder einfach nur durch die zu hohe Aufnahme eines bestimmten Vitamins oder Mineralstoffs, was sich zu toxischen Konzentrationen im Körper anreichern kann, wenn weitaus mehr reinkommt, als vom Körper verbraucht wird -> Stichwort Rotationsdiät). Zahllose Infos dazu findest du auf meinem Blog.
Genauso wichtig ist es, an der Heilung des Darms zu arbeiten (damit die Entzündungen abklingen und die körpereigene Histaminproduktion zurückgeht, sowie auch dass sich die Darmschleimhaut wieder aufbaut, auf deren Oberfläche die Enzyme und Transportproteine gebildet werden, die zur Verstoffwechslung der einzelnen Stoffe notwendig sind und die Darmflora wieder in ein gesundes Gleichgewicht kommt), auch dadurch kann sich deine Verträglichkeitsschwelle nach und nach wieder erhöhen.
Genauso wichtig, wie Dinge zu streichen und dem Körper die Möglichkeit zur Regeneration zu geben, ist es, bestimmte Dinge in den Speiseplan zu integrieren. Weißt du, ich bin ja ganz froh, wenn du einen Arzt gefunden hast, der dir gesagt hat, dass du histaminintolerant bist, und dir eine Liste mit histaminhaltigen Dingen in die Hand gedrückt hat, auf die du verzichten solltest. Dann hattest du schon mal mehr Glück als ich. Aber vielleicht geht es dir so wie vielen. Nachdem du deine Verweiflungstränen getrocknet hast, weil für dich gerade eine Welt zusammengebrochen ist (glaub mir, ich verstehe dich), versuchst du eisern, dich an diese histaminfreie Liste zu halten, und freust dich vielleicht noch darüber, dass Zucker und Getreide histaminfrei ist, wo du jetzt ordentlich zulangst und wunderst dich dann, dass du bei der nächsten Familienfeier einen „Unfall“ mit dem Obstsalat erleidest, von dem du dich wochenlang erholen musst. Warum dann nicht lieber direkt ein gesundes Mittelmaß finden? Ich hoffe wirklich, dass es dahingehend in absehbarer Zeit vermehrt Zusammenarbeit zwischen Ernährungsberatern und Ärzten geben wird. Ich persönlich glaube, dass den meisten Menschen alleine schon damit geholfen wäre, wenn sie erst einmal damit anfangen würden, mehr Gemüse und einfach Dinge mit mehr Vitaminen und Mineralstoffen in ihren täglichen Speiseplan zu integrieren.
Nun noch einmal zur Eliminationsdiät: In der Regel ist es deutlich komplizierter als: Man verträgt Laktose nicht, oder, man verträgt Histamin nicht. Bei vielen fängt es mit einer Laktoseintoleranz an, die oft ein Zeichen dafür ist, dass mit dem Darm etwas nicht stimmt. Bei vielen mündet es in eine Histaminintoleranz, weswegen ist empfehlen würde, frühzeitig die Reißleine zu ziehen und sich um seinen Körper zu kümmern. Die sogenannte Histaminintoleranz ist bei vielen eher ein komplexes Bild an Unverträglichkeiten. Diese zu ermitteln erfordert sehr viel Disziplin und System, da man zum einen die schädigenden Nahrungsmittel herausfinden muss, zum anderen aber auch nicht unnötig streichen sollte, wie schon dargelegt.
Anfangen sollte man mit einem RAST-Bluttest auf IgE (allergische Soforttyp)-Reaktonen auf bestimmte Lebensmittelgruppen. Dort muss bei Bedarf dann in die Tiefe gegangen werden. Es gibt außerdem bestimmte Apps, mit denen man den Pulsschlag nach einer Mahlzeit messen kann. Ein erhöhter Pulsschlag durch Adrenalinausschüttung nach Verzehr eines bestimmten Lebensmittels ist ein guter Indikator für eine Unverträglichkeit. Ich merke es z.B. schon ohne jegliche Messgeräte nach Verzehr von Käse oder schimmelbelasteten Lebensmitteln.
Dann muss mit einem Ernährungstagebuch mit System an die Sache herangegangen werden, ansonsten wird es unmöglich, die zahllosen Dinge, die wir täglich essen, auseinanderzuhalten. Mit meinen Klienten arbeite ich zudem mit Übungen, durch die sie wieder zu ihrem Selbstgespür zurückkehren und lernen, die Signale ihres Körpers wieder richtig zu deuten, statt nur nach dem Kopf zu gehen.
Sonstige Bluttests auf Nahrungsmittelintoleranzen (z.B. IgG) haben meine Klienten erfahrungsgemäß nicht groß weitergebracht, eher noch Ängste vor Lebensmitteln geschürt. Wichtiger ist das Erlernen, die Signale des Körpers zu verstehen und sich selbst besonders gut kennen zu lernen und zu versorgen.
Um es noch einmal zusammen zu fassen:
- Jeder ist verschieden. Die für dich richtige Nahrung ist die, die DU gut verdauen kannst.
Dann kommt es drauf an auf
- Die Qualität (wie frisch, Toxinbelastung (Mycotoxine, Pestizide (vor allem Fette und Öle und tierische Produkte in Bioqualität konsumieren, da sich hier die meisten Giftstoffe akkumulieren), der tatsächliche Vitamin- und Mineralstoffgehalt (bestimmt durch wieder Frische, Düngung, Bodenqualität))
- Das Wie (Zubereitungsweise, entspannt das Essen genießen, gut kauen, vor und nach der Mahlzeit kein Stress oder starke körperliche Aktivität, Kombination von Lebensmitteln, Verdauungsenzyme ausreichend vorhanden, wie viele Mahlzeiten am Tag, wie groß)
- Das Timing (Was zu welcher Tageszeit, wieviel Abstand zwischen den Mahlzeiten, in welcher Reihenfolge werden die Lebensmittel gegessen, Zeitpunkt im Zyklus der Frau entscheidet über Empfindlichkeit)
- Das WAS (Verhältnis von Protein, Kohlenhydraten, Fett, wieviel Salz, wieviel Gemüse, die Menge insgesamt, so abwechslungsreich wie möglich, genug entzündungssenkende und mikronährstoffreiche Lebensmittel)
- Was NICHT (dein persönliches Kryptonit identifizieren und aus deinem Speiseplan so gut es geht streichen oder reduzieren sowie alle nährstoffarmen und stark verarbeiteten Lebensmittel, gemäß dem metabolischen Typ essen, vor allem gut auf Ernährung achten in Zeiten in denen dein Immunsystem beansprucht ist (Stress, Periode, Krankheit, intensives Training)
Falls wir uns nach der klassischen Ernährungslehre ernährt hätten, wären wir alle gestorben. Zum Glück haben sich nur wenige von uns so ernährt. ~Nobelpreisträger Professor Artturi Ilmari Virtanen, Biochemiker, Mitbegründer der Ernährungswissenschaften
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