Ganz herzlichen Dank an meine Klientin Annika (31 J.), die im November mit mir die Reise des Gesundwerdens startete, für das Teilen Ihres kreativen und inspirierenden Ansatzes!
Eine Unverträglichkeit nach der nächsten, ständig weitere Lebensmittel streichend, habe ich über die Jahre die Freude am Kochen und Essen verloren. Durch die Achtsamkeit beim Essen ist es mir jedoch gelungen, mit ein paar Elementen aus der japanischen Küche, wieder mit Genuss essen zu können.
Mein Hintergrund
Ich habe schon seit einigen Jahren mit Unverträglichkeiten zu kämpfen. Es fing vor etwa 13 Jahren mit einer Sorbitintoleranz an. Über die Jahre nahm der Stress in meinem Leben zu, einiges lief nicht so wie geplant und meine Unverträglichkeiten wurden mehr und mehr. Seit etwa einem Jahr schlage ich mich auch noch mit einer Histaminintoleranz rum und kann nun gar nicht mehr auswärts essen.
Als ich nur noch kaum mehr als ein Dutzend verschiedene Lebensmittel vertragen habe und trotz unzähliger Ärztemarathons dem Grund meiner Unverträglichkeiten nicht auf die Spur gekommen bin – geschweige denn wie ich diese wieder loswerde – habe ich mich im Internet auf die Suche nach Hilfe begeben. Dort bin ich auf Doros Seite gestoßen. Schnell habe ich gemerkt, dass ich hier Antworten auf meine Fragen bekomme. Ich beschloss ein Coaching bei ihr zu beginnen.
Meine Probleme mit dem achtsamen Essen
Doros erste Aufgabe an mich war, achtsam zu essen. Also habe ich als erstes meinen Esstisch freigeräumt und alles was mich beim Essen ablenken könnte, aus meinem Sichtbereich entfernt. Auf dem Tisch habe ich mir noch eine schöne Kerze angezündet und habe dann das Abendessen vor mich auf den Tisch gestellt.
Dann ging es ans achtsame Essen. Einfacher gesagt als getan. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich das, was ich da so tagtäglich koche, auf gar keinen Fall achtsam essen möchte.
Genervt von dem ständigen Kochen, hatte ich mir mit der Zeit angewöhnt, alles lieblos zusammen in einen Topf zu werfen und gerne mal zu überkochen, sodass am Ende meist eine ziemlich unleckere Pampe dabei herauskam.
Meine Lösungsideen
Um achtsam essen zu können, war ich somit gezwungen, mich zunächst einmal mit der achtsamen Zutatenwahl und dem achtsamen Kochen auseinander zu setzen.
Also bin ich in mich gegangen und habe versucht herauszufinden, auf was mein Körper denn so Lust hat. Meine akuten Heißhungergelüste auf rohe Karotten und Nüsse – was ich beides nicht vertrage – haben mir die ersten Hinweise gegeben. Etwas Rohkost im Essen wäre nicht verkehrt und Eiweiß und Fett ist in meinen Mahlzeiten auch kaum vorhanden. Doros Tipp war hier in jeder Mahlzeit entweder Fleisch oder Fisch zu essen. Etwas Süßes wäre auch nett. Da ich Probleme mit Fruktose und Zucker im Allgemeinen habe – wie wäre es mit ein klein bisschen Obst? Also z. B. 1-2 Trauben mit in den Salat. Ansonsten vertrage ich Reisnudeln ganz gut und einige Gemüsesorten. Daraus sollte ich doch etwas Schönes zaubern können!
Als nächstes habe ich mich mit dem Kochen beschäftigt. Dämpfen und dünsten geht genau so schnell wie kochen, es bleiben allerdings mehr Vitamine im Essen enthalten. Wenn ich mir einen Wecker stelle, überkocht das Gemüse nicht, schmeckt besser und sieht appetitlicher aus.
In der Vergangenheit habe ich mit großer Begeisterung Japanisch gekocht. Ich habe damals das Washokuprinzip kennengelernt (Kochen nach den 5 Prinzipien) und versucht in meinen Mahlzeiten umzusetzen. Für unterwegs habe ich mein Essen in Bentoboxen (japanische Lunchboxen) gepackt.Damals habe ich allerdings noch viel mehr vertragen. Bei einer Histaminintoleranz sind die wichtigsten Zutaten aus der japanischen Küche leider Tabu. Somit musste ich mich vor einiger Zeit leider schweren Herzens von der japanischen Küche verabschieden.
Im Prinzip kann man Washoku aber auf jede Mahlzeit anwenden. Und unverträglichkeitsberücksichtigende Speisen kann man auch in Bentoboxen füllen. Zwar lassen sich vermutlich nicht alle Washokuregeln umsetzen, aber ich wollte meine Idee ausprobieren.
Was ist Washoku?
Es gibt fünf Prinzipien, die beim Kochen von Washoku als wichtig erachtet werden: Die Farbe der Speisen, der Geschmack, die Zubereitungsart, die Sinne und die Angemessenheit.
Die fünf Farben (rot, gelb, grün, schwarz und weiß) und die fünf Geschmacksrichtungen (salzig, sauer, süß, bitter und scharf) sollen in jeder Mahlzeit vorhanden sein. Außerdem wird es als wichtig angesehen, dass eine Mahlzeit mit den fünf Methoden (Grillen, Kochen, Braten, Dämpfen und Marinieren) zubereitet wird. Die Lebensmittel sollen mit allen fünf Sinnen genossen werden: Geschmackssinn, Geruchssinn, Sehsinn, Tastsinn und Hörsinn. Das letzte Prinzip sind die fünf Arten der Angemessenheit: Angemessene Temperatur, angemessene Zutaten, angemessene Menge, angemessene Methoden und angemessene Gastfreundschaft.
Hält man sich an all diese Regeln, erhält man eine harmonische, ausgewogene Mahlzeit.
Was ist Bento?
Bentoboxen sind japanische Lunchboxen, gefüllt mit vielen unterschiedlichen Gerichten. Beim Bento platziert man die Speisen in mundgerechten Portionen auf möglichst appetitliche und hübsche Weise in der Box.
Es gibt Bentoboxen in allen möglichen Ausführungen: Von Holzboxen, über Kunststoffboxen, bis hin zu Plastikboxen für den einmaligen Gebrauch.
Mit kleinen Silikonförmchen, Plastiktrennern, Salatblättern etc. werden die einzelnen Speisen voneinander getrennt in die Box platziert. Faustregel für die Befüllung einer Bentobox sind 4 Teile Kohlenhydrate, 2 Teile Proteine und 1 Teil Gemüse bzw. Obst. Um Ausgewogenheit und Harmonie zu erhalten, kommt auch hier wieder das Washokuprinzip zum Einsatz.
Wie wende ich Washoku und Bento mit meinen Unverträglichkeiten an?
Bei den Mengenverhältnissen von Kohlenhydraten, Eiweiß und Gemüse/Obst habe ich wieder meinen Körper befragt. Ganz so viele Kohlenhydrate benötige ich nicht. Um die 5 Farben, Geschmäcker und Methoden in einer Mahlzeit unterzubringen, versteht es sich von selbst, dass ich nicht mehr einen großen Berg mit Essen machen kann, sondern stattdessen mehrere kleine Speisen.
Da mein Körper schon den Wunsch nach etwas Rohkost (Salat + Trauben) und Fleisch/Fisch geäußert hatte, waren die ersten zwei Speisen schon beschlossen. Die Reisnudeln wollte ich in einem Art Donburi (Reis in einer Schüssel, der mit weiteren Zutaten bedeckt wird) mit Gemüse kombinieren. Damit ich nicht einen undefinierbaren Geschmacksmischmasch von Gemüse habe, beschloss ich, eine weitere Gemüseart als eigenes Gericht zuzubereiten.
Nach etwas längerem Kochaufwand als sonst, war mein erstes histaminarmes und unverträglichkeitsfreundliches Washokuabendessen fertig. Ich habe mich zwar nicht strikt an alle Regeln gehalten, habe aber versucht, so viele wie möglich umzusetzen. Das Essen habe ich dann, wie in Japan üblich, in viele kleine verschiedenfarbige und -geformte Schälchen und Teller gefüllt. Ich kann nur sagen, es schmeckte wunderbar, sah toll aus und es war eine Freude, es achtsam zu genießen.
Für den nächsten Tag habe ich die Reste liebevoll in eine Bentobox gepackt. Da ich Fleisch und Fisch nur sehr frisch vertrage, habe ich mir stattdessen einen Reisproteinshake zum Essen dazu gemacht.
Ich war so begeistert von meinem wiedergewonnenen Genuss, dass ich am nächsten Tag wieder ein Washokumenü mit etwas anderen Zutaten gezaubert habe, und am übernächsten Tag wieder…
Mittlerweile koche ich seit ein paar Wochen jeden Tag mein Abendessen und Mittagessen für den nächsten Tag nach dem Washokuprinzip und habe vor, es dauerhaft beizubehalten. Je nach Tagesform gestalte ich mein Essen mal mehr und mal weniger aufwendig. Inzwischen bin ich auch etwas routinierter geworden und der zeitliche Aufwand beim Kochen hält sich in Grenzen.
Durch unterschiedliche Schnitttechniken bzw. mit Ausstechförmchen und mit Dekoration (Kräuter und Früchte) gestalte ich mir mein Essen etwas abwechslungsreicher, wenn ich zum Beispiel mehrere Tage einen etwas größeren Vorrat an Karotten oder einen angebrochenen Salatkopf zu Ende essen muss.
Als ich mit Bento bzw. Washoku begonnen habe, hatte ich übrigens keine speziellen Boxen oder Geschirr. Ich habe mir erst über die Jahre Stück für Stück mein Equipment zusammengekauft. Wer also mal ausprobieren möchte, sich eine Bentobox zu packen oder ein Abendessen nach dem Washokuprinzip zu kochen, kann dies mit gewöhnlichen Tupperboxen und Geschirr aus dem Küchenschrank tun.
Fazit
Ich habe noch einen weiten Weg vor mir, bis ich wieder halbwegs normal essen kann. Aber mit etwas Kreativität habe ich es geschafft, dass ich auf diesem Weg, trotz recht eingeschränkter Zutatenauswahl, wieder leckere und optisch ansprechende Mahlzeiten genießen kann.
An meine Leidensgenossen da draußen: Ich kann euch nur ermutigen, lasst euch niemals von euren Unverträglichkeiten die Freude am Essen verderben! (Von Annika)
Was tust du persönlich, um dich nicht unterkriegen zu lassen, wenn es um deinen Ernährungsgenuss geht? Teile gerne mit Annika, mir und den anderen Betroffenen deine Erfahrungen. =)
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