Denver, Colorado 2017 Teil 3 (Rocky Mountain National Park)

30.5. – 14.6.17

Lies hier über die erste Etappe meiner Reise

Für Dienstag haben wir eine eintägige Bustour durch die Rocky Mountains gebucht. Ich freue mich riesig drauf. Sandra und Petra (zwei deutsche Frauen aus meinem Coachingtraining, Petra wohnt zur Zeit allerdings in Paris) und Johanne, ebenfalls aus dem Training, kommen mit. Mit Johanne hatte ich mich während des Workshops des Instituts for the Psychology of Eating angefreundet, da wir zusammen eine Paararbeit gemacht haben, in der wir erörterten, was unsere besonderen Begabungen sind, was uns daran hindert, sie zu nutzen und wie wir sie mehr für diese Welt einsetzen können. Außerdem sprachen wir über das Gelassenerwerden in Bezug auf und den richtigen Umgang mit Weinen. Johanne ist eigentlich aus Kanada, lebt aber jetzt in Peru, wo sie im Amazonas Regenwald zusammen mit ihrem Lebensgefährten ein Retreat Center eröffnet hat, total cool!

Auch der Rest unserer Bustruppe ist sehr angenehm, wir sind mit Todd, unserem Führer, 10 Leute. Wir starten an der Union Station in Denver und dann geht die etwa 1 stündige Tour über den Highway los, bei der Todd uns schon viel erklärt. Er macht das wirklich gut, hat eigentlich ursprünglich Philosophie studiert. Wir passieren Boulder, und mein erster Blick auf diese wunderschöne Stadt am Fuße der Rockys mit der Universität aus Sandstein gibt allem Recht, was ich bisher so über sie gehört habe. Wir halten noch einmal kurz in einem kleinen hübschen Ort, um in einem kleinen Laden (mit starkem Bioladentouch) noch einmal Vorräte zu besorgen und dann gehts los durch die Rockys!

Neben uns entlang der Straße fließt ein kleiner Creek, der zur Zeit sehr viel Wasser führt und mit viel Getöße seinen Weg abwärts sucht. Dass wir kaum merklich immer höher und höher in die Berge kommen, merken wir erst am Druck auf unseren Ohren. Dann nehmen wir Einlass in den Rocky Mountain National Park. Die Weite ist wirklich wunderschön, aber es ist schon gut was los heute! Es ist ein schwül-warmer Tag und mein Frühstück hat heute aus veganen Proteinriegeln bestanden.

Wir Mädels, ich links

Wir halten immer wieder an, um die Aussicht zu genießen, mit den wunderschönen Espen, die die Straßen zieren, und sehen sogar einige Wapitihirsche! Mittags halten wir auf einem schönen Park- und Picknickplatz. Ein Sandwich war mit in dem Tourpaket, das wir gebucht haben. Sandra und ich hatten dairy- und glutenfrei bestellt, unser Sandwich fällt leider viel kleiner aus und wir haben eine Scheibe Käse mit drauf, die ich aber zum Glück loswerde, mit Truthahnbrust und Salatblättern. Ich hätte zwar noch eine zweite solche Portion vertragen können, aber könnte wesentlich schlimmer sein. Bei einem Fußmarsch um einen wunderschönen Bergsee kommt plötzlich ein heftiges Unwetter auf, der Himmel wird richtig schwarz und es beginnt stark zu Hageln mit dicken Körnern, die schon richtig wehtun und wir rennen einfach nur noch zum Bus. Dummerweise sind wir jetzt alle vollkommen durchnässt.

Junger Wapitihirsch
Wapitihirsche im Rocky Mountain National Park

Wir fahren weiter, nun deutlich bergauf, bis zu einer Bergstation auf 11.796 feet Höhe (3595 Meter über dem Meeresspiegel). Hier herrscht Tundraklima, es ist kalt und windig und hohe Wände alter Schneemassen zeugen von einem langen Winter. Todd erklärt, dass je höher wir kommen, desto weniger Sauerstoff hat unser Körper zur Verfügung. Die Luftsauerstoffsättigung beträgt etwa 21%, aber für unseren Körper sind es hier oben nur gefühlte 14%, die er nutzen kann. Wasser kocht wegen des geringeren Drucks schon bei 90°C, was bedeutet, dass Nahrung länger braucht, bis sie gar ist (und es werden weniger Antinährstoffe zerstört!). Man muss darauf achten, viel zu trinken und der Kohlenhydratbedarf steigt. Es kann zu Müdigkeit und Schwindel kommen, erst fühlt man sich leichter und beschwingter oder sogar lustig und wie leicht beschwipst, aber dann kann es abwärts gehen mit dem Befinden.

Regenspaziergang

Auf der Fahrt nach oben merke ich schon, dass ich fast wie wegdämmere. Oben in der Station fühle ich mich plötzlich irgendwie „dünn“ und meine Hände beginnen stark zu zittern. Ich führe einen inneren Dialog mit meinen Mastzellen, denen dieser Druckunterschied so gar nicht gefällt und die ihn als Bedrohung ansehen, und versuche, sie zu beruhigen. Ich laufe nicht zu lange herum und setze mich bald wieder in den Bus. Schließlich bin ich vor nicht allzu langer Zeit schon von einer zu schnellen Diaslideshow fast umgekippt und mir war kotzübel für den Rest des Tages. Auf dem Weg nach unten schlafe ich erstmal eine Runde ein. Ein allgemeines starkes Erschöpfungsgefühl, auch stark mental, überkommt mich, war doch alles eine große Belastung, auch das lange Eingesperrtsein in dem Bus mit den vielen Leuten und die kurvige Strecke, was ebenfalls zur Histaminausschüttung (und der daraus resultierenden Reiseübelkeit) führen kann. Eine Pause an einem wunderschönen Wasserfall bringt ein wenig Erholung.

 

Am Ende halten wir noch einmal beim 1909 gegründeten Stanley Hotel an, gegründet von dem Geschäftsmann Freelan Oscar Stanley, dessen Geschichte mich sehr beeindruckte. Mit 32 erkrankten er und sein Bruder schwer an Tuberkulose, eine bakterielle Lungenerkrankung, die aber auch den restlichen Körper befallen kann. Sein Bruder wurde von der Krankheit dahingerafft, Stanley hatte mehr Glück und versuchte nun eine gesündere Lebensweise einzuschlagen. Seine neue Manufaktur brannte allerdings ein Jahr später ab. Mit 54 brach die Tubekulose erneut aus und die Ärzte machten ihm keine Hoffnung. Seine letzte Aussicht: In das gesunde Klima der Rocky Mountains ziehen, mit frischer, trockener Luft, viel Sonnenschein und eine gesunde Ernährung. Es dauerte zwar ein paar Jahre, aber er besiegte die Krankheit. Dankbar über seine vollständige Genesung gründete er 1909 das „Stanley“ im Neokolonialstil im Städtchen Estes Park, mit fantastischer Aussicht auf den Estes-See und die Rocky Mountains und wunderbarer Stille. Steven King nutzte das Stanley als Vorlage für seinen Roman „The Shining“. Auch ich kann bestätigen, dass mir dieses trockene Klima sehr gut tut.

F. O. Stanley

Alles in allem eine schöne Tour, ich war wirklich k.o. am Ende, aber den anderen ging es eben so. Die Berge und Natur waren auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung zu Denver. Der Abschied von Petra und Sandra war schon sehr traurig, aber ich weiß auch, sie sind nicht aus der Welt und wir werden definitiv in Kontakt bleiben. Es ist wirklich ein Geschenk, sie kennen gelernt zu haben, es ist einfach so viel Verständnis, Vertrauen und Annahme da.

Abends saß ich noch ein bisschen mit meinen Airbnb-Hosts Brandon und Libby zusammen und bekam einen tollen Smoothie aus Wassermelone und geschälter Gurke.

Hier gehts weiter mit meinem Tag in der außergewöhnlich gesundheitsbewussten Stadt Boulder mit Johanne

 

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