Lichtintoleranz & hochsensitiver Sehsinn

Was als Blog für Nahrungsmittelintoleranzen startete vor 9 Jahren, entwickelte sich im Laufe der Zeit weiter zu dem wahren Kern meiner Arbeit, um den es mir eigentlich geht: Sensorische Hypersensitivitäten.

Nicht nur die organischen und biochemischen Gründe für Nahrungsmittelintoleranzen, die schon recht gut erforscht sind, sondern insbesondere die neurobiologischen Aspekte waren es, die mich interessierten. Inwieweit nimmt unser (zentrales und peripheres) Nervensystem Einfluss auf unser Immunsystem?

Dann immer mehr Klienten, die mit multipler chemischer Hypersensitivität (MCS) zu mir kamen (ein aus der Balance geratener Geruchssinn), die ganzen Hautpatienten mit Mastzellen, die direkt jegliche Reaktion auf Reize von innen und außen für alle sichtbar zeigen, ich eingeschlossen (überempfindlicher Tastsinn), die zu Anfang genannten Nahrungsmittelintoleranzen, die Betroffene zu sammeln beginnen, die immer mehr werden (hochsensibler Geschmackssinn), meine eigene Hyperakusis (hypersensibler Gehörsinn) sowie Lichtempfindlichkeit (der Sehsinn).

Über die neurophysiologischen Hintergründe, was bei der Entstehung dieser Zustände entscheidend ist, zu verstehen, und wie man es umkehrt, spreche ich ausführlich in diesem Selbstlern-Videokurs.

In diesem Artikel möchte ich auf die Lichtempfindlichkeit eingehen, über die noch wenig geschrieben wird. Wer meiner Leser kennt es? Bei mir persönlich äußert es sich in phasenweise einfach allgemeiner Empfindlichkeit gegenüber Tageslicht. Alles erscheint zu hell, too much. Vor vielen Jahren machte ich vor Freunden den Scherz, dass ich ein Vampir sei, und erst abends, wenn die Welt ruhig und dunkel wird (wie ich heute weiß: sich die Nervenreize reduzieren), meine Konzentration und Produktivität, und auch Kontaktfreudigkeit zunimmt (damals war ich noch ein totaler Nachtmensch (nicht zum Weggehen, sondern zum Lesen, Malen oder Computerspielen). Tagsüber leide ich an dem “Malus “Ermattet””, wie in einem Rollenspiel, das ich mit meinen Freunden spielte, wo die Vampire bei Aktivität im Tageslicht erhebliche Minuspunkte auf ihre Fähigkeiten in Kauf nehmen mussten.

Heute weiß ich, durch jahrelange Selbstbeobachtung gepaart mit all meinem gesammelten und angewendeten Theoriewissen, Tagebuchführen, geduldigem Ausprobieren, dass Schlafqualität, Stresshormone, Blutzucker und Toxin-/biogene Aminbelastung hier die entscheidenden Faktoren sind, und es immer weniger zutage tritt, je mehr ich es kontrollieren kann.

Es ist beispielsweise einfach auffällig, wie diese Flecken, die man sieht, nachdem man in eine helle Lichttquelle (z.B. auch Reflektionen) geschaut hat und dann die Augen schließt, deutlich extremer ausfallen und länger brauchen, um wieder zu verschwinden, während zB. mein Blutzuckerspiegel merklich zu hoch oder niedrig ist. Die Nerven in den Augen werden deutlich überregt.

Inzwischen kann ich mir Blaulichtblocker wie F.lux gar nicht mehr aus meinem Leben wegdenken und bin jedesmal schockiert, wie andere ihre Handybildschirme, besonders abends, ertragen können mit dem ganzen Blaulicht, das mir einfach nur unangenehm in den Augen ist. Ich habe eine angenehme Wohnatmosphäre mit warmem Licht geschaffen, in der sich auch meine Gäste sichtlich entspannen und davon profitieren. Ich schlafe nun ohne Probleme abends um 22Uhr ein und bin ein glücklicher Morgenmensch geworden.

Interessanterweise war ich absolut nie der Typ, der regelmäßig eine Sonnenbrille trägt. Der Fluch einer Überempfindlichkeit bringt ja immer auch zugleich den Segen und die Stärke von feinen Sinnen mit sich und ich mochte es nicht, die Welt abzudämpfen, die natürlichen Farben zu verändern, durch eine Brille zu schauen. Außerdem habe ich Sonnenbrillen schon immer als unnatürlich und unhöflich im Zwischenmenschlichen empfunden. Heutzutage habe ich inzwischen da einen gemäßigteren Umgang damit und ermuntere mich selbst öfters mal, eine Sonnenbrille aufzusetzen, um meinen Augen eine Pause zu gönnen, vielleicht auch dadurch, da ich durch meinen kleinen Sohn vermehrt aus dem Haus und unter Menschen gehen muss, und nicht immer meinem Impuls nachgehen kann, wenn ich mich zurückziehen möchte. Außerdem haben sich schon erste Anstrengungsfalten um die Nasenwurzel gebildet.

Eine weitere Äußerung eines hochsensitiven Sehsinns könnte mein starkes Bedürfnis für Ordnung in meiner Umgebung, für Feng Shui, für Simplizismus sein. Das Baustellenchaos diesen Sommer an unserem Haus, der ständige Staub, die herumliegenden Gegenstände und Teilchen (auch seit unserem Sohn), die zum Teil aufgerissenen, verputzten, noch nicht gestrichenen Wände, sind die totale Reizüberflutung für mich und bremsen meine Produktivität und Kreativität, ermüden mich schneller. Nach jedem abgeschlossenen Renovierungsschritt mit upgedateter Umgebung erhalte ich einen totalen Energieboost.

Auch merke ich, dass mir starke Kontraste überhaupt nicht gut tun, dass es wirklich wie einen Schmerz, ein unerträgliches Leiden in meinem Sehsinn erzeugt. Kleidung oder Raumdeko mit Karos und Streifen mit starken Kontrasten, vor allem Schwarz-Weiß, können für komplette Überreizung meines Nervensystems sorgen in empfindlichen Zeiten und sind bei mir im Kleiderschrank nicht mehr zu finden. Im Grunde entsprechen sie auch überhaupt nicht unserer Natur (höchstens, wenn man mit Zebras zu tun hat). Ich liebe natürliche Muster (oder gar keine), aber farbenfroh (nicht grell) darf es inzwischen sein bei mir. Ich weiß noch, wie ich einen Zoomcall hatte mit einem Kollegen, der mir ganz stolz seine neue Rückwand zeigte, eine Art schwarz-weiß Mosaik, extra errichtet für sein “Online-Büro”. Der Großteil meiner Kapazität ging in diesem Gespräch leider dafür flöten, zu versuchen, innerlich mit meinem Nervensystem zu arbeiten und es in der Balance zu halten und zu versuchen, das Gespräch abzukürzen. Es erzeugte starke Störungen in meinem Nervensystem, unter anderem Hirnnebel und wie einen Hirnkrampf, einen stummen, tiefen Schmerz. Ähnliches wurde auch im Buch The Brain´s Way of Healing von einer Patientin mit Gehirnerschütterung beschrieben.

Diesen Monat habe ich Fliesen ausgesucht für unseren neuen Wintergarten. Die zuerst angebotenen (ich suchte etwas Besonderes, mit Muster, so gesund ist mein Nervensystem inzwischen geworden), waren für mich natürlich absolut nicht denkbar:

Diese hier sind es dann geworden und ich bin sehr glücklich mit dieser Wahl:

Nach meiner Auswanderung und einer direkt folgenden weiteren extrem stressigen Phase mit Unfall meines Partners, Todesfall meines Vaters und weiteren – auch materiellen – Verlusten, meiner Scheidung und einer heftigen Baustelle unserer Nachbarn über 11 Monate, entwickelte ich eine Augenmigräne, die mit einem Krisseln und blinden Flecken in meinem Sehfeld beginnt, und sich dann innerhalb von mehreren Minuten so weit ausweitet, dass ich nicht mehr lesen und Gesichter erkennen kann und auch einfach das Bedürfnis habe, mich in einem etwas abgedunkelten Raum hinzulegen und etwas Beruhigendes für mein Nervensystem zu tun und heilsame Energiearbeit mit mir zu machen. Inzwischen habe ich es, nach ein paar Jahren, sehr gut in den Griff gekriegt bzw. bin durch mit dem Thema, und wenn es doch nochmal auftritt, habe ich vollstes Verständnis für meinen Körper und kann völlig nachvollziehen, dass er mir in dieser Situation eine Pause verordnet.

Ich denke, zu einem gewissen Grad hat hier jeder Mensch seine Grenzen, aber es ist individuell, auf welche Reize jeder am empfindlichsten reagiert, da hat jeder andere Ausprägungen. Wichtig ist, sich Hilfe zu suchen und dem eigenen Körper und Nervensystem zum einen Erleichterung zu verschaffen, wenn es wirklich lebenseinschränkende und leidvolle Ausmaße annimmt und dann holistisch den Weg der Heilung, der Stärkung, der Resilienz anzugehen.

Was sind deine empfindlichsten Sinne und welche Ausprägungen nimmt es an? Wie schränkt es dich im Alltag ein, wie gehst du damit um, welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Teile gerne mit uns in den Kommentaren!

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