Die chronische Gehirnerschütterung

Hattest du schon mal eine Gehirnerschütterung? Ich habe sie auf vielfältige Weise erlebt während meines gesamten Lebens. Schwere Treppenstürze als Kleinkind, Reitunfälle, gewaltvolle Einwirkung durch andere Menschen, und erst vor einem Jahr bin ich auf einem vulkanischen Geröllfeld auf einem losen Stein ausgerollt und mit dem Kopf seitlich auf einen Felsen aufgeschlagen.

Der Zustand deines Darmes bestimmt sehr viel mit über den Zustand deines Gehirns

Eine der letzten Fragen auf dem Symptombogen, den Neu-Coaching-Klienten bei mir ausfüllen müssen vor der Erstsitzung, ist, ob es in der Vergangenheit zu einem Schädel-Hirn-Trauma kam. Dass der Darm starken Einfluss auf unsere Gehirnfunktion und unsere Stimmung nimmt, u.a. über unser Mikrobiom, die Integrität unserer Darmwand, sowie über Neurotransmitter, Hormone, Neuropeptide und Immunmarker, die im Darm gebildet und Nährstoffe, die im Darm aufgenommen werden, ist inzwischen weithin anerkannt in der wissenschaftlichen Literatur (bis aktuelle Studien aus der Forschung in die praktizierende Medizin integriert werden, kann es allerdings leider Jahrzehnte dauern).

Die Signalautobahn hierzu ist der Vagusnerv, unser größter Hirnnerv, welcher Gehirn und alle Organe verbindet.

Umgekehrt ist es jedoch genauso!

Eine Gehirnerschütterung sorgt für entzündliche Vorgänge im Gehirn. Diese aktivieren das dortige Immunsystem (Mikroglia, Mastzellen), es kommt zu Entzündungen und einer durchlässigen Blut-Hirn-Schranke. Diese Immunaktivierung wird, genau wie es „von unten nach oben“ geschieht bei Darmentzündungen und einem Leaky gut (einer durchlässigen Darmwand), über den Vagusnerv vom Gehirn an den Darm weitergegeben. Vielleicht besitzt du nicht die typische Krankengeschichte eines Darmkranken (vielfach höre ich Vorgeschichten mit Magen-Darm-Infekten auf Reisen in exotische Länder, Zeiten sehr schlechter Ernährung oder extremer Diäten, starke Nutzung von Antibiotika, Magensäureblockern oder Schmerzmitteln,…), aber du hast in der Vergangenheit mal ziemlich heftig eine an den Kopf gekriegt?

Quelle:  Sundman, M. H., Chen, N. K., Subbian, V., & Chou, Y. H. (2017). The bidirectional gut-brain-microbiota axis as a potential nexus between traumatic brain injury, inflammation, and disease. Brain, behavior, and immunity, 66, 31-44.

Gift und Gefahrenquellen fürs Gehirn

Ich muss an dieser Stelle an eine weitere Form des Hirn-Traumas denken. Während meines Biologie-Studiums verdiente ich mir in den Sommersemesterferien mein Geld mit Reitsportfotografie. Im frühen Mai saß ich einmal ein ganzes langes Wochenende durch, ca. 12 Stunden am Tag, mit meiner Kamera am schattenlosen Reitplatz in einer ungewöhnlich runterknallenden Sonne, keine Kopfbedeckung. Ich weiß noch, wie ich am Montag danach versuchte, einen Text abzutippen. Keine Chance. Immer wieder musste ich die Return-Taste bedienen und löschen. Schwerste Legasthenie-Symptome. Ich hatte mir einen schlimmen Sonnenstich geholt und mein armes Gehirn frittiert mit seinen empfindlichen Fettsäuren.

Genau dieselben Symptome erlitt ich später, im Zusammenhang mit schwerem Brainfog (Hirnnebel), Überreizung, Koordinationsstörungen, parkinsonmäßigen Symptomen, Erschöpfung und Stimmungsschwankungen (sowie vielen weiteren körperlichen Symptomen wie schwerste Hautentzündungen), in einer Zeit, in denen ich es mit einem nachweislich durchlässigen Darm und erhöhten Entzündungsmarkern, die auf Autoimmungeschehen hindeuteten, außerdem einer stark verschobene, fäulnisbildenden Darmflora, Fuselalkohole bildende Candida, sowie einer erhöhten IgE- und Histaminproduktion bei verminderter Diaminoxidase zu tun hatte. Das Gehirn wird schleichend vergiftet, so wie bei jemandem, der für Jahre in der geschlossenen Garage mit Farben und Lacken arbeitet. Starke Schwankungen im Blutzucker sorgen dafür, dass unser präfrontaler Kortex nicht mehr ausreichend versorgt wird, der für Reizfilterung und ordnungsgemäße Abläufe im Körper entscheidend ist.

Unser Lebensstil sorgt für chronische Hirnverletzungen

Doch möchte ich in diesem Artikel für eine noch viel gefährlichere, da so alltägliche und subtile Form einer chronischen, andauernden und unterschwellig vor sich hin schlummernden Gehirnverletzung sensibilisieren.

Unser heutiger Lebensstil ist hirnschädigend auf eine Weise, mit der es unsere nahen Vorfahren noch nicht zu tun hatten. Nicht nur Toxine aus unserem Darm schädigen uns, wir haben es mit einer unfassbaren Vielzahl an Stoffen in unserem Alltag zu tun, die unser Körper entgiften muss. Unsere Entgiftungsorgane sind kein Perpetuum Mobile, es kostet enorm Energie und Kofaktoren, das System stößt an seine Grenzen. Schau dir einmal die Produkte in deinem Badezimmer an. Schreibe mal auf einen DinA4 Zettel alle Inhaltsstoffe all deiner Produkte, die du so an einem Tag verwendest. Benutzt du Raumbedufter, womit wäschst du deine Wäsche..? Wusstest du, dass Pollen gekoppelt mit Partikeln in der Luft aus Industrie und Straßenverkehr um ein Vielfaches so allergen wirken und mit unseren Atemwegsschleimhäuten reagieren? Und dass Pflanzen unter Luftverschmutzungsstress überhaupt erst vermehrt allergene Proteine bilden (Quellen 1, 2)? Geht es dir mental und verdauungsmäßig besser, wenn du in reizarmen Gegenden Urlaub machst, Inseln, Wüste…?

Mit der App Windy kannst du die Luftbelastung in deiner Gegend in Echtzeit überprüfen (Air quality).

Lies hier zum Stress für das Immunsystems durch Hausstaub. Schau dir dieses Interview zum Thema Schwermetallbelastung an.

Das große Problem ist: Ist erst einmal die Blut-Hirn-Schranke undicht geworden, auch durch andere Belastungen (die Entstehung einer komplexen und chronischen Erkrankung ist immer multifaktoriell), so geraten mehr und mehr Stoffe ins Gehirn, die dort nicht hingehören, und triggern das dortige Immunsystem. Dies kann sich emotional auswirken, doch auch über unser Stammhirn und das vegetative Nervensystem (zu dem der Vagus gehört) wieder auf alle Organsysteme.

Nicht nur biochemische und physikalische chronische Belastung unseres Gehirns sind heutzutage leider Alltag, sondern auch energetisch (physiologisch, emotional, kognitiv, sensorisch,…).

Während es in früheren Zeiten eindeutig getrennt war für unser Nervensystem, wann Zeit zum Entspannen und wann es Zeit war, akut vorm Säbelzahntiger wegzulaufen, oder es immer irgendeine Möglichkeit gab, akut die Ärmel hochzukrempeln und mit körperlicher Arbeit sein eigenes Wohl und das seiner Familie zu verbessern, so ist unser Nervensystem in der heutigen Zeit in vielen Situation in einem Zustand von Gaspedal und Bremse gleichzeitig. Wir sitzen im Meeting oder am Schreibtisch vor dem Computer, oder tatsächlich im Auto, und statt dass wir Stresshormone direkt durch Kampf oder Flucht verbrennen können, zirkulieren sie unaufhörlich in unserem Körper. Stresshormone sind regelrecht giftig für unsere Organe, besonders die Nerven selbst, außerdem aktivieren sie Immunzellen! Eigentlich sind sie im Laufe der Evolution nur für den kurzfristigen Bedarf in Notfallsituationen entstanden, heutzutage leben wir aber mit einer chronischen unterschwelligen Dosis. Bei vielen bringt nicht mal mehr der Schlaf wirkliche Erholung.

Unsere „Feinde“ sind unsichtbar und oft lange Zeit bleibend wie drohende Schatten, wir können sie nicht mehr von Angesicht zu Angesicht bekämpfen. Seien es Geldsorgen, ein Familienmitglied, das irgendwie Probleme hat (Krebs, Alkoholiker, spielesüchtig, depressiv,…), strenge, immobilisierende und entmachtende Coronagesetze bei gleichzeitiger Berieselung durch emotional aufgeladene Nachrichten. Dauerhafte mikro-Muskelanspannungen weiten sich aus zu chronischen Entzündungen und einer Fibromyalgie. Unsere Atmung wird insgesamt flacher, unser Gehirn ist chronisch unterversorgt mit Sauerstoff, den die Mitochondrien dringend bräuchten.

Oder es fehlt uns an einem tieferen Lebenssinn. Oder gesellschaftliche Konventionen verbieten es, um unser Leben zu kämpfen (bei Mobbing, einem ungerechten Chef,…). Innere Konflike hoch zehn! Das Ergebnis von gleichzeitiger Aktivierung und gestoppt werden ist die Schockstarre. Es kann auch eine hochfunktionale, latente, unterschwellige Schockstarre sein, die uns über Jahre oder Jahrzehnte begleiten kann, und typischerweise auch wieder unsere Unfallanfälligkeit erhöht sowie den Antrieb zur guten Selbstpflege völlig nach unten fahren lässt.

Ständige Minischläge auf dein Nervensystem

Ständige Zusatzbelastungen, auch wenn sie an sich keine Hämmer darstellen aber in der Summe schwer wiegen, wie künstliches Licht, Sounds aus Lautsprechern statt aus der Natur (nie ein vollständiges Spektrum, je nach Qualität sogar sehr gering, unser Gehirn muss ständig das Fehlende ergänzen z.B. bei Leuchtstoffröhren und .mp3 Dateien), zuviel Blaulicht, Lärm durch Industrie, Maschinen, Verkehr, zu enges Zusammenleben, besonders in Deutschland, Elektrosmog, einfach die tägliche Dosis Unnatürlichkeit, fordern ihren Tribut, wie lauter Minischläge auf unser Nervensystem.

Intensive kognitive Arbeit, Lernen, zu viel Multitasking und starke Veränderungen im Leben sind unfassbar entzündungsfördernd. Um wieder den Vergleich zu Sport zu nehmen, so ist es wie ein Übertraining der Muskeln, welches zu einer Bänderverletzung führen kann (so wie ein Schocktrauma mit einem Sturz mit Bänderriss und Beinbruch vergleichbar wäre). Ich muss zurückblickend sagen, dass ich mir letztes Jahr durch die Erstellung des Darmkongresses + immense Umstellung in meiner Online-Tätigkeit (bis zu 6 Stunden pure Videotelefoniezeit mehrere Tage die Woche) + zeitgleich Auswandern und  Behördenmarathons in einer für mich noch ziemlich fremden Sprache + alles neu anlernen als Farmbesitzerin, kein Tag wie der andere (ich verstehe es jetzt wie nie zuvor, warum Autisten ihre Zwangsroutinen brauchen, um die Entzündungen in ihrem übermäßig feuernden und inputhungrigem Gehirn in Schach zu halten) + völlig neue soziale Community + Scheidung + neue Beziehung + ein Haufen weiterer Dinge, bei mir zu einer Hirnschädigung geführt haben. Mein neuronaler Mount Everest. Es hat lange gebraucht, um vom Rand der Klippe wieder wegzukommen, oft hat dann nur noch ein kurzes Telefonat ausgereicht bei schlechter Verbindung mit Störgeräuschen, um bei mir sensorische, kognitive und Artikulations- und Koordinationsstörungen auszulösen.

Unser Gehirn macht nur 2% der Körpermasse aus, ist aber für 20% des metabolischen Umsatzes verantwortlich. Lernen (für die Ausbildung, mit Lebensveränderungen klar kommen,…) kostet immens! Es wird hochgradig Energie verbraucht, es fallen Stoffwechselendprodukte und freie Radikale an, die allesamt entgiftet werden müssen, Immunzellen schweißen synaptische Verbindungen um, es kommt wie bei starkem Muskeltraining mit Muskelkater auch hier zu Mikroentzündungen mit Histaminausschüttung und Mastzellaktivierung, einfach im Zuge des Wachstums und komplexer Werdens des Hirngewebes (deswegen, wer sich erstmal von so etwas erholt hat, ist immens stärker und stabiler als vorher. Ich sehe es so, dass unsere geniale Biologie dafür sorgt, dass unser Gehirn unter trauma/überlastungs-induzierten Entzündungen auf geniale Weise umstrukturiert wird, um uns neue Überlebensmöglichkeiten aufzuzeigen. Studien zeigen auch z.B., dass ein künstliches Unterdrücken eben dieser Entzündungen mit Medikamenten wie Ibuprofen oder Cortison zu einer Beeinträchtigung des Hippocampus führt und somit unsere Fähigkeit zu lernen, für gute Gedächtnisbildung und allgemein die Neuroplastizität unterdrückt (Quelle). Im Allgemeinen halte ich Lernen für etwas Wunderschönes des Menschseins, weswegen zuerst die unnötigen Stressoren des Gehirns reduziert werden sollten. Auch Traumabewältigung fällt unter „Lernen“).

Immer öfters kommt mir so etwas auch in der Klientenhistorie unter, dass jemand im Laufe seines Studiums einen Hau Weg gekriegt hat. Die Drüsen, Schilddrüse, Nebennieren,… brennen aus, können das Gehirn (und Haut,…) nicht mehr schützen.

Künstliche Telekommunikation, durch Email, über Telefon, selbst über Videotelefonie lässt immer etwas fehlen an nonverbaler Kommunikation und menschlicher Wärme, der fehlende soziale Kontakt sorgt immer für ein unterschwelliges Gefühl mangelnder Zugehörigkeit, Sicherheit und Vertrauen in die Mitmenschen, der ventrale Vagus wird nicht ausreichend angesprochen, der für die Unterdrückung von Entzündungen und das Ankurbeln von Regeneration und Entgiftung zuständig ist. Selbst der direkte soziale Kontakt wird uns seit einem Jahr erschwert durch Maskenpflicht. Empfehlung: Vagusstimulationstraining

Vorgeschädigt

Diese Stressoren addieren sich nicht einfach, nach meinem persönlichen Empfinden, sie schaukeln sich gegenseitig auf zu einem Vielfachen des negativen Impacts, wirken synergistisch zusammen. Am Computer zu arbeiten beispielsweise an sich ist völlig in meinem Flowbereich, und mit Lärmbelastung kann ich auch zeitweilig mal umgehen. In den letzten Monaten musste ich aber leider mit einem ständigen Hintergrundlärm durch die Baustelle unserer Nachbarn arbeiten. Meine Energie war immer schnell runter, meine Konzentration schon nach kurzer Zeit an ihrem Limit, und wenn ich weiter durchpowerte, traten für Tage anhaltende Symptome wie Kopfschmerzen, Geräuschempfindlichkeit, Nervosität, leichte Erschreckbarkeit, Artikulationsschwierigkeiten oder ein Wummern auf den Ohren auf. Nicht auszudenken, wenn ich in dieser Zeit mal versäumt hatte, für eine gute Ernährung, reich an Fett, Protein und Cofaktoren, die für eine gute Stressresilienz und Reizverarbeitung sorgt, zu sorgen. Oder ein Brief mit komplizierten Sachverhalten auf Portugiesisch von irgendeinem Amt reinkam. Oder die sonstigen kleinen und mittelschweren Katastrophen des Alltags, ihr wisst schon. Sofort sprengte der Stresspegel in meinem Körper jegliche Skala, mein Fass explodierte nur noch, nachts kamen noch juckende Ekzeme dazu, die auch noch die Regeneration durch guten Schlaf minderten, etc…

Etwaige Vorbelastungen durch Überlastungs- oder emotionale Traumata können einen zudem besonders überreaktiv gegen bestimmte Stressreize machen. Ich hatte es leider mit psychischer und körperlicher Gewalt in meiner Kindheit zu tun, die sicher extrem zu meinen Autismussymptomen beigetragen hat. In einer früheren Partnerschaft von mir kam es zu heftiger verbaler Gewalt und ich fand mich häufig in die Ecke gedrängt mit dem Rücken zur Wand wieder, während neben mir Einrichtungsgegenstände zerboxt wurden. Obwohl es nie zu direkten körperlichen Übergriffen kam, genügte der enorme Stresstrigger in meinem Gehirn, das Immunsystem zu aktivieren, sodass ich nach solch einem Erlebnis dieselben neurologischen Symptome hatte, wie wenn man mir gegen den Kopf geschlagen hätte (inklusive Durchfall). In meiner jetzigen Beziehung war es zu Anfang sogar so, dass nur eine ähnliche Situation, aber ohne dass es zu einer Auseinandersetzung kam, mein Partner bleibt geerdet und gelassen, genügte, um derartige Symptome in mir aufkommen zu lassen, nur in der Erwartung der Attacke.

Wenn du dich tiefergehend mit der Neurobiologie und den möglichen Symptomen beschäftigen möchtest, empfehle ich dir diesen Artikel zur Dysautonomie. Ich lehne es mittlerweise rigoros ab, an „chronische neurologische oder emotionale Erkrankungen“ (Depressionen, Angststörung, Autismus, Asperger, ADHS, Erschöpfungssyndrom…) zu glauben. Lasst uns erst einmal die chronischen Lebensstilprobleme und unnatürlichen Gewohnheiten beseitigen und schauen, was dann noch übrig ist. Ich wundere mich überhaupt nicht mehr darüber, dass ich mir vor gut 10 Jahren eine hochfunktionale Autismus-Diagnose einhandelte, vielmehr wundert es mich heutzutage, wie viel ich trotz schlechtester Bedingungen für meinen Körper noch so viel auf die Reihe gebracht habe mit meinem völlig labilen Gehirn.

Symptome einer stress-/überlastungs-/überzucker-/toxin-/unfall-/entzündungs-/…bedingten Hirnerschütterung

Die typischen Symptome, die ich akut oder latend bei mir und Klienten bemerke:

  • Sensorische Überempfindlichkeit, verringerte Filterfähigkeit des präfrontalen Kortex‘, z.B. mehr Geruchs-, Gehör-, Berührungs- oder Lichtempfindlichkeit (ich selbst habe dann vermehrt „Lichtabdrücke“ auf der Retina, die länger bleiben, eindeutig überreizte Nervenzellen
  • Tinnitus wird stärker
  • Zerstreutere Gedanken, man kann schlecht den Fokus halten, leicht ablenkbar von außen oder den eigenen Gedanken
  • Total vergesslich, unkoordiniert, tollpatschig, das Ausführen so manch einfacher Tätigkeiten erscheint einem sehr schwer, Verständnisprobleme von Anweisungen von außen
  • Anfälligkeit für Suchtverhalten, Bedürfnis nach Ritualen und repetitivem Verhalten (Essen, Social Media, Hautpiddeln oder sonstige unliebsame Gewohnheiten)
  • Vermehrte Aktivierung der Kampf- und Fluchtachse oder Shutdown (total in sich versinken, mehr tagträumen, Dissoziation, dicht machen, totale Überwältigung)
  • Insgesamt innere Unruhe, Nervösität, kaum fähig ein- oder durchzuschlafen oder zu meditieren, im Moment zu sein
  • Erschöpfung
  • Starke Emotionalität, Stimmungssschwankungen
  • Durchfälle
Wie das Gehirn heilen?

Die Standardtherapieempfehlungen für Gehirnerschütterungen und Hirnverletzungen haben sich übrigens geändert. Bislang war die gängige Herangehensweise, dem Patienten eine „Kokontherapie“ zukommen zu lassen, ihn von allen sensorischen und mentalen Stimulationen sowie physischen Aktivitäten abzuschirmen. Am besten solle man sich isoliert in einem dunklen Raum aufhalten, nicht lesen, Gespräche führen, lernen, im Internet surfen, Computer spielen oder fernsehen, um die Anforderungen ans Gehirn komplett runter zu schrauben, damit sich dortige Entzündungen beruhigen können. Wer mit schwerer Migräne, starker Erschöpfung oder sensorischem Overload (Hochsensible bzw. Menschen aus dem autistischen Spektrum kennen diese „Systemabstürze“ zu gut) zu tun hat, hat sich sicher bereits selbst das ein oder andere Mal diese Art des sensorischen Fastens verordnet. Genau wie wenn man nach einem Reizdarmanfall (einer Bauchmigräne, Überreizung der Darm-Neuronen mit einhergehender Mastzellaktivierung bis hin zu Entzündungen der Schleimhäute) wenig motiviert ist, sich aufs nächste Buffet zu stürzen oder zum Geburtstag der Freundin zu gehen.

Neueste Studien zeigen aber, dass bei einer milden Hirnverletzung diese Kokontherapien nicht nur wenig hilfreich sind, sondern sogar die Heilung verzögern können! Die neuen Empfehlungen sehen eine vorsichtige, sanfte und graduelle Wiederheranführung ins tägliche Leben vor nach einer kurzen Pause mit mentaler und physischer Erholung von nur wenigen Stunden bis Tagen. Es sollte aufmerksam beobachtet werden, wie gut man reagiert auf sensorische Stimulation, das Wiederaufnehmen regelmäßiger Aktivitäten wie Training, Spielen und Lernen, auf die Nutzung von Bildschirmen sowie soziale Interaktion.  Ganz genau wie wenn man nach Verdauungsproblemen, einer Darmentzündung oder einem Magen-Darm-Infekt eine kurze Karenzzeit mit Schonkost einhalten sollte, so gilt es aber auch hier, den guten, nährenden Input nach und nach wieder zu vermehren. Zurück ins Leben, dabei stets den persönlichen Sweet Spot im Auge behaltend. Wird es zuviel, ein bisschen zurück titrieren, wieder längere Erholungszeiten einbauen, aber nicht wieder der totale Rückzug, auch wenn eine leichte Rückkehr der Symptome im ersten Moment beunruhigend sein kann. Genauso, wie man eben nicht jedes Mal zurück zur Reis-Kartoffel-Kürbis-Diät oder zum Fasten zurück kehrt, wenn es mal ein Püpschen oder ein Bauchzwicken gab. Oder beim geringsten Muskelzwicken nach dem Sport nicht wieder zur Couchpotato wird. Sonst kommt man am Ende nirgendwo hin und man züchtet sich Überempfindlichkeiten an.

Die Wiederheranführung zum normalen Leben geht in Wellen, ein bisschen vorwärtspushen, wenn nötig etwas zurückrudern. Sanfte Wellen, die Wachstum stimulieren, keine überängstliche Achterbahnfahrt zwischen ängstlichem totalen Zumachen und hungrigem sich aufs Leben stürzen und sich dabei zu viel zuzumuten. So, wie unser Immunsystem und unser Darm nur heilen durch Nähstoffzufuhr, unsere Muskeln stärker werden durch regelmäßiges Training im vernünftigen persönlichen Rahmen, so heilt auch unser Gehirn durch gesunden Input, und wir bleiben auch emotional stabil und gesund.

Lies dazu auch den Artikel von Prof. Stephen Porges Institut, Entwickler des akustischen Vagusstimulationsprogramms Safe-&Soundprotocol, welches ich anbiete.

https://integratedlistening.com/blog/2019/03/07/brain-mythbusting-concussion-recovery

Ebenso interessant zu lesen, hier im Detail beschrieben: Die 5 Phasen der Heilung des Gehirns.

Nochmal als zusammenfassender Abschlussrat für dich, wie du dein Gehirn und damit deinen gesamten Körper schützen kannst (wie immer muss ich leider sagen, mehr Yoga machen und ins Wellnesscenter gehen reichen nicht, es müssen ALLE Arten von Stress berücksichtigt werden):
  • Schütze es vor physikalischen Einwirkungen: Trage beim Reiten, Skaten, Radfahren, Skifahren, bei Bauarbeiten… einen Helm. In der Sonne trage einen breitkrempigen Hut.
  • Setze dich ausgiebig mit den Toxinen in deiner Umwelt, vor allem an Arbeitsplatz und in deinen eigenen 4 Wänden auseinander und eliminiere, wo es möglich ist. In der Regel brauchst du viel weniger an Produkten für Haushalt und Körperpflege, du sparst jede Menge Geld und das Leben wird auf angenehme Weise simplifiziert. Vermeide Pestizide in deinem Garten und deiner Nahrung. Lass dir keine Amalgamfüllungen machen. Iss so nährstoffgeballt aus ausgewogen wie möglich, wie dein System es gerade aushält. Unterstütze dich da auf die richtige Weise, besonders in Zeiten des Wachstums und Veränderungen.
  • Komme unterbewussten Ängsten, Denkmustern und Glaubenssätzen auf die Schlichte, die tief drinnen bei dir den Ton angeben, dein Handeln lenken und wesentlich bedeutsameren Einfluss nehmen, als jegliche vollwertige Nahrungsmittel es könnten.

Ich hoffe, ich konnte dich mit diesem Artikel zu einer neuen Sicht auf deine Gesundheitsprobleme und einem besseren Umgang mit einem deiner wertvollsten und sensibelsten Organen inspirieren. Teile gerne mit uns deine persönlichen Erfahrungen!

5 thoughts on “Die chronische Gehirnerschütterung

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