Von gesunden Instinkten und einer neuen, antientzündlichen Frucht: Die Araçá

Als wir Ende letzten Jahres hier auf den Azoren landeten, fühlte es sich für mich in mancherlei Hinsicht mehr wie eine Bruchlandung an nach dem Stress der vergangenen Monate – es hängt einfach so viel dran an einer drastischen Lebensstilumstellung, wie Wohnungsauflösung, arbeitsmäßig alles umstellen und vorzubereiten, damit man abgesichert ist, Dinge, die aufkommen mit den Angehörigen, Behördenangelegenheiten und lauter unerwarteter Kleinkram, wo ich hier jetzt auch gar nicht groß ins Detail gehen möchte. Und dann eben all das, was geschieht, und was man trotz detailliert und weitdenkendem hochsensitiven Gehirn eben nicht hat vorhersehen können. Und natürlich diese unterschwellige Anspannung über all die Jahre oder gar Jahrzehnte, die man brauchte, um ein nicht richtig zu einem passendes Leben aushalten zu können (ich meine jetzt gar nicht mal unbedingt Deutschland, sondern bei mir vor allem das Leben ohne Garten), die endlich von einem abfallen kann.

Fakt ist, ich crashte zunächst einmal hart (oder zumindest war ich die erste von meinen Mitreisenden, die crashte). Ich wurde krank, fast alle Symptome kamen vorübergehend zurück, die meine Haut, meinen Darm und meine Nerven betrafen, litt an Erschöpfung und fing mir eine Halsinfektion ein. Ich muss rückblickend sagen, dass ich noch ziemlich funktionell blieb und viel gestemmt bekommen habe in der Zeit, was natürlich auch damit zusammenhing, dass ich vorbereitet war durch meine Arbeit und es mich gewundert hätte, hätte mein Körper nicht so reagiert. Dadurch hatte ich mich körperlich gut vorbereiten können, konnte mich begleitend gut versorgen und blieb relativ gelassen trotz unangenehmer Symptome (blöd sind dann nur natürlich die Situationen, wo akute Aktivität gefordert ist und man nicht einfach warten kann, bis man fertig ausgeruht hat, wie behördliche und finanzielle Dinge, tropfende Dächer und eine Mäuseinvasion. Ja, das Gesundwerden ist eine Kunst, denn wir leben nicht im Reagenzglas).

Eine Freundin aus Berlin kam uns eines schönen Tages besuchen, sie und ihr Mann haben selbst ein traumhaftes Haus auf Graciosa und sie arbeitet ebenfalls im Gesundheitsbereich. Sie zeigte mir verschiedene Dinge in meinen neuen Garten, und wies mich auf eine Frucht hin, von der ich nicht gewusst hatte, dass man sie essen kann, aber die mir schon stark aufgefallen war, die meine Neugier geweckt hatte.

Erdbeerguave oder Araçá heißt sie (Mehrzahl Araçás, gesprochen in etwas so: Arasaisch; nicht zu verwechseln mit der Acai Beere!), und sie sieht auf den ersten Blick aus wie ein Minigranatapfel. Sie stammt ursprünglich aus Brasilien, kommt auch in der Karibik und auf Hawaii vor. Sie schmeckt gleichzeitig sehr süß aber auch sehr sauer, eine geniale Mischung. Der November und Dezember bescherten uns reichlich von ihnen, es ist ein genügsamer Baum, der sich leicht (schon zu leicht, bis hin zu invasiv) verbreitet. Als ich erstmal mit ihnen angefangen hatte, konnte ich gar nicht genug von ihnen bekommen, und meiner Schwester Lydia ging es ebenso. Die tägliche Ernte (verbunden mit einem Spaziergang über unser Gelände) wurde zu einem Highlight. Eine Nachbarin zauberte einen wunderbaren Obstkompott aus ihnen. Die Frucht erschien für mich wie das Köstlichste, was ich je gegessen hatte und ich verdaute sie wunderbar, obwohl ich so meine problematische Geschichte mit Obst hinter mir habe. Mein Körper gab mir ein starkes JA zu ihnen. Sie tat mir merklich gut.

Die Blüten duften ganz toll und sind für Bienen eine beliebte Futterquellen. Recherchen offenbarten, dass die Araçá (Psidium cattleianum) mit den Guaven verwandt sind (von denen wir auch welche im Garten haben; beide Gehören zur Familie der Myrtaceae, Myrtengewächse). Wir haben verschiedene Variationen im Garten, die alle etwas unterschiedlich schmecken, manche intensiver, manche feiner.

Die wichtigste Entdeckung: Sie sind unfassbar reich an Vitamin C, mehr als manche Zitrusfrüchte (Untersuchungen fanden Werte zwischen 41,19mg/100g und 300mg/100g – Die Zitrone und Orange hat laut Souci 50mg/100g), aber nach den Reaktionen meines Körpers (Haut und Verdauung) sind sie vollkommen arm an Citronensäure! Eine Studie fand eher geringe Vitamin C-Werte, was aber mit der Lagerung zusammenhängen kann. Außerdem besitzen sie reichlich an Carotinoiden, B-Vitaminen (der Thiaminspiegel (B1) beträgt bis zu 100 µg, was im Vergleich zu anderen Früchten als gut angesehen werden kann), Zink (0,5mg/100g), Eisen (0,21mg/100g), Phosphor (33mg/100g), Calcium (21-48mg/100g), Kalium (292 mg/100g), Pektin, Anthocyanen und Polyphenolen (Gesamtgehalte an Phenolverbindungen von 768-3.713,24 mg/100g, höher als Erbeeren und Trauben), davon Epicatechin (2,7mg/100g) und geringe Mengen an Quercetin.

Psidium cattleianum Sabine (Myrtacea) is known as strawberry guava or araçá. The fruits have white pulp and a tart taste, and are rich in vitamin C (Lapcik et al., 2005; Luximon-Ramma et al., 2003; Pino et al., 2001) and contain a large amount of phenolic compounds including epicatechin and gallic acid as the main components (Medina et al., 2011). (Castro et al. 2014)

Sonstige Zusammensetzung: 37-62 kcal, 0,5-1,5% Protein, 0,49% Fett, 7,87-14,3% Kohlenhydrate, 5,2- 24.9% Ballaststoffe.

Der hohe Gehalt an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen verleiht den Früchten eine stark antioxidative, antientzündliche Wirkung. Ein wahres Superfood, ideal für Menschen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen und einer Histaminose! Araçás gelten als wertvoll bei Nervosität, Angststörung, Verdauungsproblemen, Geschwüren, Infekten des Mund- und Rachenbereichs (auch Karies), des Darms (Dysbiose) und des Urogenitaltrakts, Erschöpfung und Anämie. Studien zeigen wachstumshemmende Wirkung auf Krebszellen, der hohe Anteil phenolischer Verbindung unterstützt mikro-RNA-Expression und DNA-Methylierung (epigenetische Regulation). Aus allen Teilen des Baumes kann man antivirale, antibakterielle, biofilmauflösende, schmerzstillende, diuretisch und gegen Verstopfungen und Durchfall wirkende Substanzen extrahieren.

P. cattleianum contains flavonoids (kaempferol, quercetin and cyanidin) and tannin (ellagic acid), which are recognized as having antibacterial activity. In general, phenolic compounds are known to inhibit glucosyltransferase production in S. mutans [ein Karies verursachendes Bakterium]. Particularly, flavonoid activity is probably due to its ability to form complexes with extracellular and soluble proteins and with bacterial cell walls; tannins are able to inactivate proteins by forming irreversible complexes that may lead to loss of function of microbial adhesins, enzymes, cell envelope transport proteins. […] Phenolic agents have potent antimicrobial activity by enzyme inhibition and may interfere with microbial adhesion to host tissues by modifying microbial adhesins and host receptors involved in the process. High contents of phenols might also lead to protein precipitation and inhibition of microbial growth. (Crivelaro de Menezes et al. 2010)

All araçá extracts reduced survival rates of breast cancer cells and colon cancer cells, by a mechanism other than toxicity since these extracts did not affect fibroblast cells. (Medina et al. 2011)

Wow, welch eine Wahnsinns-Frucht und wahres Superfood mir bis dato entgangen ist! Dabei vollkommen unkompliziert und ökologisch anbaubar. Jetzt, Monate später, nachdem es mir mein Körper schon lange bestätigt hatte, lese ich mit Faszination die biochemischen Studien. Es lehrt mich drei Dinge:

  1. Mutter Natur hält immer die beste und schönste Medizin für uns parat.
  2. Ich kann mich auf meinen Instinkt (mittlerweile) verlassen. Mein Körper weiß auch bereits ohne Hilfe meines Verstandes, was er gerade braucht, was ihn nährt und unterstützt. So haben es Urvölker schon seit 10.000en von Jahren geschafft, im Einklang mit der Natur, hochsensibel in Verbindung mit ihren Sinnen. (Du möchtest auch mehr in Kontakt mit deinem Körpergefühl und Bauchinstinkt kommen? Hier und hier findest du meine Übungen dazu. Hier lernst du, wie sich unsere Nährstoffbedürfnisse je nach Lebenssitation wandeln können und wie es schaffst, da dynamisch mitzugehen, sodass du deinen Körper jederzeit bestmöglich versorgen kannst.)
  3. Wo auch immer ich bin, ich erlebe, dass ich versorgt bin. Wenn du jetzt denkst „böh, aber ich komme gerade an keine Araçás ran, ich habe das Nachsehen, verschwende hier nicht meine Zeit“, lies zwischen den Zeilen. Immer dort, wo ich gerade bin, werde ich das passende Superfood für mich finden, ohne in exotische Länder reisen zu müssen, oder mir aus umweltsicht fraglich irgendwelche Zauberbeeren aus entfernten Ländern exportieren lassen zu müssen. Klar, auch ich liebe meine exotischen Superfoods und bin da der absolute Nerd, was das anbelangt. Es macht einfach Spaß und ist spannend. Aber mach davon nicht alles abhängig. Die heimischen Wildkräuter sind für sich genommen zum Beispiel schon der Wahnsinn, was Nährstoffdichte anbelangt. Und ein Ersatz sind sie ohnehin nicht für eine gesunde und balancierte Lebensweise, es gehört noch so viel mehr dazu als das, was man sich in seinen Smoothie schmeißt. (Hier findest du mehr als genug weitere Superfoods, meist weniger exotisch, als du denken magst, die antihistamin- und antientzündliche Wirkung besitzen!)

Nimm diesen Artikel vielmehr als Inspiration, dass es spannend bleibt, was man noch alles Gutes entdecken kann in dieser Welt, und vor allem, wohin dich dein Instinkt, dein Bauchgefühl führen kann, wenn es erst einmal aus der zivilisierten und verkopften Vorherrschaft befreit worden ist. Deine hochsensitivität kann deine Superkraft werden. Achte deswegen auch immer, worauf du deinen Radar einstellst. Auf die guten Dinge, oder die, die dich runterziehen? Unser Unterbewusstsein wird uns automatisch genau dorthin führen.

Und wer weiß, vielleicht begegnen wir uns mal auf den Azoren? =)

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Ausschnitt neuer Blogbeitrag: …sie zeigte mir verschiedene Dinge in meinen neuen Garten, und wies mich auf eine Frucht hin, von der ich nicht gewusst hatte, dass man sie essen kann, aber die mir schon stark aufgefallen war, die meine Neugier geweckt hatte. Erdbeerguave oder Araçá heißt sie (Mehrzahl Araçás, gesprochen in etwas so: Arasaisch; nicht zu verwechseln mit der Acai Beere!), und sie sieht auf den ersten Blick aus wie ein Minigranatapfel. Sie stammt ursprünglich aus Brasilien, kommt auch in der Karibik und auf Hawaii vor. Sie schmeckt gleichzeitig sehr süß aber auch sehr sauer, eine geniale Mischung. Der November und Dezember bescherten uns reichlich von ihnen, es ist ein genügsamer Baum, der sich leicht (schon zu leicht, bis hin zu invasiv) verbreitet. Als ich erstmal mit ihnen angefangen hatte, konnte ich gar nicht genug von ihnen bekommen, und meiner Schwester Lydia ging es ebenso. Die tägliche Ernte (verbunden mit einem Spaziergang über unser Gelände) wurde zu einem Highlight. Eine Nachbarin zauberte einen wunderbaren Obstkompott aus ihnen. Die Frucht erschien für mich wie das köstlichste, was ich je gegessen hatte und ich verdaute sie wunderbar, obwohl ich so meine problematische Geschichte mit Obst hinter mir habe. Mein Körper gab mir ein starkes JA zu ihnen. Sie tat mir merklich gut. Die wichtigste Entdeckung: Sie sind unfassbar reich an Vitamin C, mehr als manche Zitrusfrüchte, aber nach den Reaktionen meines Körpers (Haut und Verdauung) sind sie vollkommen arm an Citronensäure! Der hohe Gehalt an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen verleiht den Früchten eine stark antioxidative, antientzündliche Wirkung. Ein wahres Superfood, ideal für Menschen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen und einer Histaminose! Araçás gelten als wertvoll bei Nervosität, Angststörung, Verdauungsproblemen, Geschwüren, Infekten des Mund- und Rachenbereichs (auch Karies), des Darms (Dysbiose) und des Urogenitaltrakts, Erschöpfung und Anämie. Studien zeigen wachstumshemmende Wirkung auf Krebszellen, der hohe Anteil phenolischer Verbindung unterstützt mikro-RNA-Expression und DNA-Methylierung (epigenetische Regulation)….

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Quellen:

  • https://en.wikipedia.org/wiki/Psidium_cattleyanum
  • https://mundoeducacao.bol.uol.com.br/biologia/araca.htm
  • https://www.todafruta.com.br/araca/
  • https://de.buru-news.com/ara-fruta-das-propriedades-diur-ticas-e-anti-inflamat-rias
  • https://www.diet-health.info/de/rezepte/zutaten/in/vo2484-erdbeer-guave-rote-bzw-kirschen-guave
  • https://www.tandfonline.com/doi/full/10.3109/13880209.2014.914231
  • https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S030881461100536X
  • https://www.tandfonline.com/doi/full/10.3109/13880200903122202
  • https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0308814612004785
  • https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0378874113005989

Der unermeßlich reichen, stets sich erneuernden Natur gegenüber wird der Mensch, soweit er auch in der wissenschaftlichen Erkenntnis fortgeschritten sein mag, immer das sich wundernde Kind bleiben und muß sich stets auf neue Überraschungen gefasst machen. ~Max Planck

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