Flugreisen mit speziellen Ernährungsbedürfnissen

Flugreisen mit speziellen Ernährungsbedürfnissen: Meine besten Tipps & Erfahrungen

Wer aufgrund einer chronisch entzündlichen Erkrankung (allergisch, autoimmun,…) und Nahrungsmittelunverträglichkeiten einer Eliminationsdiät folgt, weiß, wie herausfordernd Reisen – insbesondere Flugreisen – sein können. Ich kenne es selber. Ich liebe es zu reisen, inzwischen sporadisch auch beruflich, und auch wenn ich enorm an Resilienz zugelegt und meinen Körper kennen gelernt habe seit meinem gesundheitlichen Crash Ende 2014 und überhaupt einfach super happy bin, meinen seit Geburt an hochsensiblen Körper dank auf mich abgestimmter, gesunder Ernährung endlich sehr gut zu managen und dadurch leistungsmäßig immer weiter über mich hinauszuwachsen, kann ich nach wie vor in den meisten Situationen essenstechnische Dinge nicht dem Zufall überlassen, allein schon, um mit einem entspannten Gefühl zu reisen. Das Reisen an sich bedeutet für unsere Mastzellen und ganzen Körper schon Stress, sodass man seinen Körper gut unterstützen sollte, um auch etwas von der Reise zu haben, anstatt nur mit Schmerzen und Erschöpfung zu kämpfen zu haben.

Zu guter Letzt habe ich durch meine veganen- und Paleo-Phasen und Recherchen zur Antihistaminernährung zu viel über die Hintergründe der Lebensmittelherkunft und –Herstellung gelernt, um mir alles guten Gewissens einzuverleiben und dafür mein gutes Geld herzugeben.

Mit ein bisschen Erfahrung, Routine und ein paar Tricks ist es gar nicht so schwer, auch unterwegs sein und ohne viele Kompromisse gut essen zu können. Klar, wer sich akut in einer richtig schweren Krankheitsphase befindet, wird in den allermeisten Fällen ohnehin keine größeren Reisen unternehmen. Ich weiß, dass nicht alles, was ich hier vorschlage, für dich funktionieren wird und du sollst dir natürlich das raussuchen, was für deinen Körper und deine individuelle Situation funktioniert. Ich bin sicher, dass der ein oder andere Tipp von meinen Jahren an Reiseerfahrung mit speziellen Bedürfnissen dir das ein oder andere neue, nützliche Puzzleteilchen liefert.

Equipment

Meine wichtigster Ratschlag: Habe das passende Equipment dabei. Gut beraten bist du immer mit einem Löffel, das harmloseste Besteck, das sicherlich nicht beanstandet wird. Ich habe auf längeren Reisen (auch für spätere Tagesausflüge) zudem immer gerne 2 verschieden große Tupperboxen dabei (Plastik für das leichtere Gewicht (auch super, um empfindliches Equipment zu verstauen oder Muscheln nach Hause zu bringen), wer es vorzieht, kann aber auch Glasboxen verwenden, die man auch zur Nahrungsmittelzubereitung in der Ferienwohnung verwenden kann) und Zipperbeutel. Ebenso nützlich ist eine kleine Kühltasche.

-Löffel

-Tupperboxen

Glasboxen

-Zipperbeutel

Mini-Kühltasche

 

Lebensmittel im Handgepäck

Grundsätzlich ist es erlaubt, Lebensmittel für den Flug mit an Bord zu nehmen. Flüssigkeiten und Gele müssen einzeln verpackt sein und dürfen 100ml nicht überschreiten. Hier möchte ich mit dir meine bisherigen Erfahrungen teilen.

Immer gut: Möglichst frisch geschnittenes Gemüse. Die Ballaststoffe halten den Blutzucker stabil, man sitzt entspannt und kann sich viel Zeit nehmen zum Kauen, hat Beschäftigung, es ist histaminarm und das zelluläre Wasser versorgt den Körper gut in der sehr trockenen Luft der Flugzeugkabine.

Reiswaffeln plus Butter in Minipäckchen haben für mich auch schon gut funktioniert. Ich hebe mir dafür immer gerne kleines eingeschweißtes Plastikbesteck auf.

Dinge wie Obst (bisher: Bananen, halbierte Cantaloupe-Melone, konnte man super auslöffeln), geschmierte Brote darf man im Hauptgepäck haben.

Glutenfreies Kochbananenbrot: Habe ich schon sehr oft mitgenommen. Ein besonders großes Exemplar hat mich auf meiner diesjährigen Azorenreise unangenehm viel Extrazeit gekostet in Frankfurt, weil es nochmal separat gescannt und auf Drogen untersucht wurde und ziemlich eingehend und kritisch beäugt wurde von den Securityleuten. Der Gedanke, etwas mühevoll und aus teuren Zutaten Selbstgemachtes abgenommen zu bekommen, lässt einem natürlich ganz schön das Herz in die Hose rutschen.

Eine Packung Reismehl im Handgepäck wurde ebenfalls einmal eingehend untersucht und sie bestanden darauf, reinzugucken, was eine staubige Angelegenheit war, aber dann durfte ich auch diese mitnehmen. Besser ins Hauptgepäck damit in Zukunft.

Ein 1 Liter-Zipperbeutel voll von Dattel-Nuss-Masse (plattgedrückt, als Riegel geschnitten): Wurde nicht beanstandet auf 2 Flügen.

Ich habe auch schon eine Reispfanne mit viel gutem Gemüse (und eine gute Möglichkeit, Fett unterzukriegen, wenn man da wie ich einen großen Bedarf hat) in einer Tupperbox mitgenommen, als ich noch schlecht Rohkost vertrug.

Ein Babybreiglas mit 250g Inhalt wurde mir mit zwei zugedrückten Augen im Handgepäck auf den Azoren durchgelassen, würde ich aber nicht mehr machen. Auch wenn ich ehrlich gesagt der persönlichen Meinung bin, dass Brot oder Kuchen ein in Form gebackener Getreidesmoothie sind und da keinen großen Unterschied sehe…

Gute Proteinquellen: Hartgekochte Eier (halten sich sehr gut, würde ich allerdings aufgrund von Histaminbildung nicht länger als einen Tag außerhalb des Kühlschranks aufbewahren) und Algen.

Algen: Spirulina und Chlorella sind nicht nur Nährstoffbomben und bestehen zur Hälfte aus leicht aufnehmbaren Mikroproteinen, sie besitzen auch mastzellstabilisierende und histaminsenkende Eigenschaften. Ich bin ebenso ein Fan von getrockneten, gerösteten Noriblättern. Auf Sónias Spirulinafarm auf den Azoren lernte ich, dass es hier große Qualitätsunterschiede gibt. Schnell verarbeitete und ordentlich getrocknete Algen sollten nicht fischig riechen, denn dies wäre ein Zeichen für die Bildung von biogenen Aminen.

Amerikareise: Ich hatte immer alles aufgegessen vor der Ankunft, einmal auch einzelne gekaufte und originalverpackte Rohkostriegel und Nüsse mit eingeführt, keinerlei Probleme. Innerhalb der EU ist es in der Regel kein Problem, außerhalb darf man in aller Regel keine tierischen Produkte einführen.

Übrigens wurde bisher nie beanstandet, wenn ich einen Minikoffer in den erlaubten Maßen als Handgepäckstück und dazu noch einen Rucksack mit meinem Technikkram (Netbook, Spiegelreflexkamera) mit in die Kabine genommen habe.

Mein Proviant von einem Flugtag: Terceira (Azoren) nach Lissabon, von da nach Frankfurt. Links: Tapiokapudding (Tapiokaperlen + Kokosmilch). Das Babybreigläschen fällt eigentlich unter Gel und wäre mir fast abgenommen worden. Im Großen und Ganzen war dies ein sehr kohlenhydratlastiger Tag, was ich nur als große Ausnahme machen kann.
Lebensmittel im Hauptgepäck

In aller Regel beinhaltet mein Reiseziel eine Kochmöglichkeit für mich, allermindesten Wasserkocher und Kühlschrank. Bis man sich dann organisiert und orientiert hat, ist es immer gut, zumindest genug fürs erste Frühstück dabei zu haben. Dies war für mich zu Zeiten von schwerer Hypoglykämie gefühlt überlebenswichtig.

Nach Rhodos hatte ich auf eine Studienreise in meiner veganen Zeit vor fünf Jahren einmal einen großen Vorrat an Reis und Nudeln mitgenommen im Hauptgepäck. Heute sind es eher Superfoods und glutenfreie Mehle, wobei ich immer empfehle, wo es möglich ist, sich ans lokale und traditionelle Essen zu wagen, das nicht um die Welt transportiert worden ist.

Kokosöl im Handgepäck wurde Patrick einmal abgenommen, so etwas gehört in jedem Fall sicher verpackt (am besten innerhalb eines Zipperbeutels transportieren) ins Hauptgepäck.

Was ich ebenfalls gerne mitnehme: Kokosmilch (sehr schwer zu bekommen ohne Zusatzstoffe im Ausland), Bio-Dosenwurst, Babynahrungsgläschen, hochwertige Schokolade, Rohkostriegel.

Meine Recherchen ergaben, dass der Frachtraum minimal auf 0° runterkühlt, und bei Transport von bestimmten Waren oder Haustieren auf 18° hochgeheizt wird. Das kann bei der Entscheidung helfen, ob man gewisse Lebensmittel mit auf die Reise nehmen möchte und ob in Hand- oder Aufgabegepäck. Eine Selbstversorger-Freundin von mir hat schlechte Erfahrung mit Obst im Hauptgepäck gemacht, es kühlte wohl zu stark runter und wurde matschig.

Man muss ebenfalls bedenken: Oft muss man umsteigen und der Koffer wird zur Enddestination weitergeschickt. Man muss immer damit rechnen, dass mal etwas schiefgeht, der Koffer verspätet ankommt oder man den Anschlussflug verpasst und von daher sicherstellen, dass man die ersten Tage über die Runden kommt und es nichts leicht Verderbliches ist. Und glaube mir: Zu 100% wird man sich ohnehin nie auf alle Eventualitäten einstellen können und sollte (organisatorisch & emotional) Spielraum für Dinge, die danebengehen, lassen.

 

Essen am Flughafen

In Frankfurt und Reykjavik habe ich schon frischgepressten Gemüsesaft bekommen. Ansonsten schau, ob du Reis mit Gemüse bekommen kannst, super wäre dazu zum Beispiel ein Asiate.


Ich hoffe dieser persönliche Einblick in meine Erfahrungen war interessant für dich. Welche Erfahrungen hast du gemacht?

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