Vor einigen Tagen stolperte ich über ein wunderschönes Video meines Mentors Marc David. Marc besitzt ein besonderes Talent, die Dinge mit Metaphern und Archetypen rüberzubringen, sodass sie jeder intuitiv erfassen kann. Altertümliche Geschichten beinhalten zudem so viele Weisheitsschätze, die uns auch in Bezug auf Heilung und Gesundheit viele wertvolle Anhaltspunkte liefern können. In diesem Video spricht er über Asklepios oder Äskulap, der in der griechischen und römischen Mythologie der Begründer und Gott der Heilkunst war.
Asklepios hatte zwei Lieblingstöchter, die eine hieß Hygíeia, die andere Panakeia. Hygíeia gilt als die Personifizierung der Gesundheit. Panakeia gilt als die Personifizierung des Heilens durch Heilpflanzen. Von Hygíeia stammt unser Begriff „Hygiene“ (hygieinós (ὑγιεινός) „der Gesundheit dienlich“). Sie vertrat die täglichen kleinen Dinge, die wir zur Erhaltung unserer Gesundheit tun wie eine gesunde Ernährung, Kochen, Bewegung, frische Luft, Erholung und Regeneration, einfach das Sich-Nähren und gut für sich sorgen, um ein gesundes Leben zu führen. Hygiene umfasst nach dieser uralten Bedeutung all diese Dinge, die an sich nicht besonders wirken, sich aber aufsummieren und jedes einzelne unverzichtbar ist, um uns gesund zu erhalten.
Von Panakeia (altgriechisch Πανάκεια, deutsch ‚alles heilend‘, latinisiert Panacea) im Gegensatz dazu sagte man, dass sie DAS perfekte Heilmittel besaß, eine geheimnisvolle Mischung aus Kräutern, das nur sie kannte, und das alles heilen konnte. Von ihr leitet sich der Begriff Panazee (zu deutsch Allheilmittel) ab. In der Alchemie versuchte man lange Zeit, dieses mythische Universalheilmittel nachzubauen. Wer eine schwierige Krankheit besaß, ging hinaus in die Wälder, um Panakeia zu finden und an ihr Wundermittel zu kommen. Das Problem war, dass Panakeia schwer zu finden war und sie neigte dazu, sich den Menschen zu entziehen (sie war wohl nicht so der gesellige Typ und Asklepios bevorzugte immer ihre Schwester Hygíeia ein wenig).
Aus dieser alten Mythologie können wir auch und gerade heute noch wertvolle Lehren ziehen. Ja, manchmal, wenn wir krank sind, kann es sein, dass wir DIE eine richtige Medizin brauchen, um wieder gesund zu werden. Heute bezeichnen wir die Alchemie als Pharmakologie, und mit jeder neuen Entdeckung gehen große Hoffnungen und Versprechungen einher.
Doch bei langwierigen, chronischen und komplexen Erkrankungen merken viele irgendwann, dass die Suche nach DER Wunderpille, die alles wieder gut werden lässt, sich als vergebens erweist. Das Allheilmittel entzieht sich einem. Doch wer ist immer für uns da, auch wenn es fast schon zu einfach erscheint: Hygíeia!
Über all die Jahre, in denen ich nach dem einen richtigen Medikament, dem einen richtigen Nahrungsergänzungsmittel oder Superfood, der einen Diät suchte, die mich von meinen chronischen Problemen befreien würde, konnte ich mich niemals dem täglichen Charme der Hygíeia entziehen, die mich einlud, mit den kleinen täglichen Schrittchen, zu denen jeder imstande ist, meine Gesundheit zu pflegen und mir meine Balance wieder eigenständig zu erarbeiten, und heute zu erhalten. Diese kleinen täglichen Dinge, wie ein gesunder Schlaf, sich die Sonne auf die Haut scheinen zu lassen, das sich Umgeben mit Menschen, die einem gut tun, das körperliche wie seelische Entgiften, sind wie ein Guthaben, das wir auf unserem Gesundheitskonto ansparen und von dem wir zehren dürfen.
Oh ich weiß, die Jagd nach der geheimnisvollen Panakeia ist so viel spannender und verführerischer! Auch in der Wissenschaft erlebe ich es täglich: Viele Therapien und Interventionen, wie Bewegungstherapie oder eine Eliminationsdiät, werden untersucht, und dann kommt man teilweise leider zu einem nicht-signifikanten Ergebnis, das im Grunde aussagt, nach unseren wissenschaftlichen Standards, dass die Maßnahme nutzlos oder nicht nutzvoll genug sei, und keiner spricht mehr davon. Doch warum suchen wir immer nach DER EINEN SACHE, die alleine ALLES verändern soll? Ist es nicht vielmehr ein großes, wundervolles Gewebe aus den vielen kleinen Dingen, die wir tagtäglich tun zur Erhaltung unserer Gesundheit und von denen wir intuitiv spüren, wie wohl sie uns tun?
Teile gerne mit uns, was zu deiner täglichen „Hygiene“ gehört! Ich freue mich, von dir zu hören!
Man kann die Gesundheit weder verstehen noch schützen, wenn man sich auf das enge Modell dieser oder jener Maßnahmen beschränkt. Gesundheit ist nur auf der Ebene des gesamten Organismus denkbar, auf der Ebene der Natur, weil alles mit allem zusammenhängt. ~David Servan-Schreiber
Pingback: Was bedeutet unheilbar? – Philosophie des Gesundwerdens
Pingback: Warum wir die feminine Polarität im Ernährungsbereich wieder brauchen – Philosophie des Gesundwerdens
Pingback: Azorenreise Juni bis Juli 2018 Teil 1 – Philosophie des Gesundwerdens
Pingback: Mastzellaktivierungsstörung – Der pseudoallergische Reizdarm – Philosophie des Gesundwerdens
Pingback: Persönliche Freiheit, globale Geschehnisse, wer hat die Verantwortung, was ist die garantiert sicherste und gesündeste Wahl hier? – Philosophie des Gesundwerdens